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Nerven

Warum ältere Menschen weniger Durst haben

Meldung vom 18.12.2007 - Alternde Nerven beeinträchtigen das Sättigungsgefühl nach dem Trinken

Australische Forscher haben entdeckt, warum ältere Menschen bei warmem Wetter eher zur Dehydrierung neigen als jüngere: Sie empfinden nach dem Trinken schneller ein Sättigungsgefühl und nehmen daher weniger Wasser zu sich. Verantwortlich dafür ist eine Kombination aus alternden Nerven in Mund, Rachen und Magen sowie eine beeinträchtigte Verarbeitung der von diesen Nerven gemeldeten Daten im Gehirn, vermuten die Wissenschaftler. Das führt zu einer Überschätzung der konsumierten Flüssigkeitsmenge vonseiten des Gehirns. Begegnen könne man diesem Problem mit Hilfe von festen Trinkplänen, empfehlen die Forscher.

Durst entsteht, wenn aufgrund von Wassermangel die Konzentration bestimmter Salze im Blut zu- und das Blutvolumen abnimmt. Wird dem Körper daraufhin wieder Wasser zugeführt, melden Drucksensoren in Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen dem Gehirn in einer festgelegten Reihenfolge die Ankunft der Flüssigkeit. Als Reaktion darauf löst die Steuerzentrale einen Stopp sämtlicher Maßnahmen aus, mit denen dem Flüssigkeitsmangel Einhalt geboten werden soll, und das Durstgefühl verschwindet. Dabei findet die Gegensteuerung bereits statt, bevor das Wasser tatsächlich durch den Darm ins Blut gelangt. Die Meldung der Drucksensoren muss also ganz genau widerspiegeln, wie viel Wasser auf dem Weg ist, damit nicht fälschlicherweise eine Sättigung signalisiert wird.

Genau dieser Mechanismus scheint bei älteren Menschen beeinträchtigt zu sein, schließen die Forscher nun aus ihrer Studie. Darin hatten sie verglichen, wie die Gehirne junger Männer mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und von im Durchschnitt 68 Jahre alten Männern auf steigende Salzkonzentrationen im Blut und anschließendes Trinken reagierten. Weder das Durstgefühl noch die Blutwerte oder die Hirnaktivität unterschieden sich signifikant zwischen den beiden Gruppen, ergab die Auswertung. Erst als die Probanden tranken, um den Durst zu stillen, zeigte sich eine Differenz: Die Älteren tranken nicht einmal halb so viel wie die Jüngeren und berichteten trotzdem von einem gleich starken Sättigungsgefühl. Zudem reagierte ihr Gehirn stärker auf geringe Wassermengen.

Bei den älteren Probanden sind die Messungen der Sensoren an den Nerven im Verdauungstrakt demnach nicht mehr so genau, vermuten die Forscher. Vor allem die weniger festen Magenwände, die nach dem Trinken schneller aussacken, tragen ihrer Ansicht nach zur Überschätzung der Wassermenge bei. Zusätzlich könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass es bei der Verarbeitung dieser Messwerte im Gehirn Probleme gibt. Das Durstgefühl selber sei hingegen wohl kein entscheidender Faktor für das im Alter veränderte Trinkverhalten: Es sei etwa genauso stark gewesen wie bei den jüngeren Probanden, so die Forscher.

Michael Farrell (Universität von Melbourne, Parkville) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0710572105

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel

Wenn das Hirn in die Jahre kommt

Meldung vom 07.12.2007 - Wissenschaftler finden Erklärung für den altersbedingten kognitiven Leistungsabfall

Beim Altern nimmt die Leistung des Gehirns bei der Wahrnehmung ab, weil große Gehirnregionen nicht mehr richtig miteinander in Verbindung stehen. So erklären Wissenschaftler der Harvard-Universität die abnehmende mentale Leistungsfähigkeit älterer Menschen. Diese gestörte Kommunikation zwischen den einzelnen Hirnregionen tritt auch beim natürlichen Altern und nicht nur bei Krankheiten wie Alzheimer auf, zeigten die Wissenschaftler beim Vergleich von Hirnscans von jungen und älteren Probanden.

Um ein Bild von den Vorgängen im Hirn zu erhalten, untersuchten die Forscher mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie 93 Gehirne aus zwei Altersgruppen. In einer ersten Gruppe mit Probanden im Alter von 18 bis 34 Jahren waren die Gehirnregionen deutlich miteinander korreliert, während in der zweiten Gruppe von 60- bis 93-Jährigen die Aktivität zwar erkennbar, jedoch geringer war.

Das Nervengewebe, das die einzelnen Hirnbereiche miteinander verbindet, verliert im Alter seine Fähigkeit, Signale schnell weiterzuleiten, konnten die Forscher außerdem zeigen. Die dafür zuständige sogenannte weiße Substanz sei ein wichtiger Verbindungskorridor zwischen den Hirnbereichen, sagt Erstautorin Jessica Andrews-Hanna.

Die funktionellen Unterschiede im Gehirn junger und alter Menschen spiegelten sich auch in der Wahrnehmung von Sinneseindrücken wider. Die älteren Probanden stellten sich einer Reihe von Tests zur Verarbeitung von Sinneseindrücken, in denen sie unter anderem ihre Erinnerung und die Geschwindigkeit der Verarbeitung unter Beweis stellen mussten. Die Befunde aus den Tests zeigen, dass Hirnaktivität und die Leistung bei der Wahrnehmung eng zusammenhängen: Je schlechter die Probanden in den Tests abschnitten, desto stärker waren die Gehirnverbindungen beeinträchtigt. Neben der Beschädigung der weißen Substanz nehmen auch andere Bestandteile des Gehirns wie Neurotransmitter oder die graue Substanz beim Altern ab und tragen zum Leistungsabfall des Gehirns bei, erklären die Wissenschafter.

Jessica Andrews-Hanna (Harvard University): Neuron, Bd. 56, S. 924

wissenschaft.de – Christina Taraschewski
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by Dr. Radut