Meldung vom 06.03.2008 - Forscher rätseln über die Ursache der Rutschung in der Nähe des NordpolsDie Raumsonde
Mars Reconnaissance Orbiter hat erstmals eine Lawine auf dem
Mars fotografiert. Wie die amerikanische Raumfahrtagentur
Nasa bekannt gab, ist auf einer Falschfarben-Aufnahme vom 19. Februar eine ausgedehnte Staubwolke am Fuß eines steilen Hangs in der Nähe des Nordpols zu erkennen. Die Nasa-Forscher vermuten, dass sie ein Gemisch aus Staub und Eis auf den Film bannten, das vom Rand der Felswand in die Tiefe stürzte.
Auf dem Mars ist geologisch gesehen wenig los. Große Teile seiner Oberfläche sehen schon seit Jahrmillionen so aus wie heute. Einzig planetenweite Staubstürme und sogenannte Staubteufel wirbeln hin und wieder ein wenig Dreck auf. Umso größer war die Überraschung bei Ingrid Daubar-Spitale von der
University of Arizona, als sie die Staubwolke entdeckte. "Es ist großartig, so etwas Dynamisches auf dem Mars zu sehen, ich war wirklich verblüfft", erzählt sie. Eigentlich hatten sie und ihre Kollegen nach Veränderungen bei einigen Dünen in der Nähe des Pols gesucht. Da auf der Nordhalbkugel des roten Planeten gerade der Frühling angebrochen ist, könnte sich in den Hügeln verborgenes Eis
durch die steigenden Temperaturen auflösen.
Womöglich löste das Tauwetter auch die Lawine aus. Die Rutschung trat an einem 700
Meter hohen, steilen Südhang mit einer Neigung von bis zu 60 Grad auf. Am linken Bildrand ist der Rand der Eiskappe zu sehen, die den Nordpol des Mars bedeckt und die zum großen Teil aus Kohlendioxid besteht. Im Laufe des Frühlings wird sich das Eis weiter zurückziehen.
Die Forscher nehmen an, dass die Lawine aus Eis, Staub und vielleicht auch größeren Brocken bestand, die sich am oberen Rand des Abhangs lösten, in die Tiefe fielen und schließlich am sanfter abfallenden Teil der Klippe auf den Boden prallten, wobei die Staubwolke entstand. Schatten auf dem Boden zeigen, dass die Wolke tatsächlich ein dreidimensionales Gebilde ist.
Bislang hatten Planetenforscher zwar vermutet, dass auf dem Mars Lawinen auftreten, aber sie hatten noch keinen direkten Nachweis dafür. Dicke Felsbrocken, die sich am Fuß von Abhängen gesammelt hatten, sprachen aber dafür, dass zuweilen Steine von oben herabfallen.
Die nun beobachtete Lawine könne Aufschlüsse darüber geben, wieviel Eis die roten Schichten in der Nähe des Mars-Nordpols enthalten. Die Nasa-Forscher wollen größere Lawinen-Trümmer während des kommenden Sommers genau beobachten. Wenn sie Eis enthalten, sollte sich dieses bei steigenden Temperaturen auflösen, die Brocken müssten schrumpfen. "Wir werden weitere Bilder von dieser Region machen, um zu sehen, ob Lawinen auch im Sommer auftreten oder nur im Frühling", sagt Patrick Russell von der
Universität Bern. "So können wir den Wasserkreislauf des Mars besser verstehen."
Mitteilung der Nasawissenschaft.de - Ute Kehse