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Wo Zeus geboren wurde

Meldung vom 26.01.2008 - Schon vor Beginn der Verehrung des Göttervaters wurden auf dem Lykaion Opfer gebracht

Die Opferstelle auf dem Gipfel des Lykaion über dem Peloponnes ist etwa tausend Jahre älter als bisher angenommen. Dies belegen fünftausend Jahre alte Tonscherben, die ein Grabungsteam amerikanischer und griechischer Wissenschaftler in der Nähe des dem Zeus zugeschriebenen Altars gefunden hat. David Romano vom Archäologischen Museum der Pennsylvania-Universität in Philadelphia und Michalis Petropoulos vom Griechischen Archäologischen Dienst vermuten jetzt sogar, dass dort erst Naturgewalten verehrt wurden, bevor der Göttervater ihren Platz einnahm.

Schon der griechische Geograph und Schriftsteller Pausanias schrieb im zweiten Jahrhundert nach Christus über das Heiligtum des Zeus auf dem Berg Lykaion in Arkadien. Demnach befand sich ein Aschealtar auf dem höchsten Gipfel des Berges in ungefähr 1.400 Metern Höhe, der von zwei Säulen mit goldenen Adlern am oberen Ende eingefasst war. Laut Pausanias kamen die Anhänger des Göttervaters damals noch heimlich zu seinem Heiligtum, und es wurde gemunkelt, sie würden auch Menschenopfer darbringen.

Davon fanden die Archäologen um David Romano allerdings keine Spuren, als sie im Jahr 2004 mit ihrer Ausgrabung begannen. Sie stellten jedoch schnell fest, dass die Aktivität auf dem Berg viel früher als bisher angenommen begonnen haben muss. Das letzte archäologische Grabungsteam, das im frühen zwanzigsten Jahrhundert die Weihestätte untersuchte, hatte das Jahr 700 vor Christus als Beginn der religiösen Geschäftigkeit ausgemacht. Die Sportanlagen, die sich unterhalb des Gipfels befinden und für frühe Wettkämpfe zu Ehren des Zeus genutzt wurden, stammen ebenfalls aus dieser Zeit und unterstützten damals ihre These.

Die nun entdeckten 5.000 Jahre alten Tonscherben sprechen hingegen eine andere Sprache: Der Gipfel des Lykaion muss schon lang vor der festen Etablierung der Zeusverehrung in Griechenland eine Opferstätte gewesen sein. Wahrscheinlich wurden Regen, Wind, Licht, Erdbeben oder eine Personifikation dieser Naturphänomene verehrt. Erst später entstand am gleichen Ort die erste Stätte der Verehrung für Zeus, der einer Sage nach auf ebendiesem Gipfel geboren wurde.

Neben den Tonscherben machten die Forscher noch einen anderen bedeutenden Fund: Ein linsenförmiger Bergkristall, wahrscheinlich ein Siegel, mit dem frontalen Bild eines Bullen. Der Bulle war ein gebräuchliches Symbol in der minoischen Kultur auf Kreta. Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit von 1500 bis 1400 vor Christus und deutet damit auf eine frühe Verbindung zwischen dieser Region und Kreta hin.

Mitteilung des Museums für Archäologie und Anthropologie der Universität in Philadelphia

wissenschaft.de – Livia Rasche



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