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Schmutzige Luft lässt Mäuse-Sperma mutieren

Meldung vom 17.01.2008 - Stadtmäuse leiden nicht etwa unter Atemnot oder Herzbeschwerden, sondern an schlechter Samenqualität. Schuld sind Feinstaubpartikel in der Luft. Sie führen zu Mutationen im genetischen Material. Welchen Effekt die belastete Luft auf die Spermienqualität des Menschen hat, lässt sich bislang nur erahnen.

Luftverschmutzung kann zu Mutationen der DNA führen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore nach Auswertungen von Spermaproben von Mäusen, die an einer stark befahrenen Straße in der Nähe zweier Stahlwerke in Kanada gehalten wurden. Die DNA im Sperma wies um 60 Prozent mehr Mutationen auf als bei gesunden Mäusen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature. Besonders erschreckend waren die Langzeitauswirkungen der Schadstoffbelastung.

Bei den Mäusen, die der starken Luftverschmutzung ausgesetzt waren, kam es zu einer DNA-Methylierung - einer chemischen Abänderung an Grundbausteinen der Erbsubstanz einer Zelle. Theoretisch könnte diese Mutation sich auch auf die Nachkommen auswirken.

"Es ist nun wichtig festzustellen, ob und welche Folgen die Luftverschmutzung auf die Menschen hat", so der Epidemiologe Jonathan Samet von der Bloomberg School of Public Health.

Bisher konnten Forscher deutliche Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Atem- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellen. Wissenschaftlich erwiesen sind auch eine Erhöhung von Lungenkrebsfällen sowie eine verzögerte Kindesentwicklung aufgrund von Luftschadstoffen.

Feinstaub-Grenzwerte sind unzureichend

Das größte Problem stellen nach Ansicht der Forscher die so genannten Feinststaubpartikel dar. Das bestätigt auch der Umweltmediziner und Chemiker Emil Hellemann, der sich seit Jahren mit den Feinstpartikeln befasst. "Besonders jene Teilchen, die unter einem Mikrometer groß sind, sind extrem gefährlich", erklärt der Experte.

Grenzwerte sind nur ein Konsenspapier. Wesentlich sind die Oberflächen- und die Strukturbeschaffenheit der Teilchen. Demnach müssen diese Partikel individuell untersucht werden. "Fest steht jedoch, dass die pathophysiologischen Eigenschaften der Feinstpartikel unterschätzt werden. Sie sind derart klein, dass sie sogar die Zellmembran durchwandern können und sich mit Schaltproteinen verbinden", warnt Hellemann.

"Wir sind nicht in der Lage derzeit zu sagen, welchen Schaden sie tatsächlich anrichten. Für die Medizin wird dieses Problem allerdings ein großes Rufzeichen werden". Hellemann kritisiert, dass die Erkenntnisse nicht neu sind, aber es acht bis zehn Jahre gedauert hat, den Ernst der Situation auch nur annähernd zu erkennen.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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