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Das Bakterium, das Nierensteine frisst

Meldung vom 06.03.2008 - Forscher wollen Mikroben zur Vermeidung der Oxalatablagerungen einsetzen

Ein weitverbreitetes Bakterium namens Oxalobacter formigenes besitzt die Fähigkeit, das Risiko für ein Wiederauftreten von Nierensteinen um 70 Prozent zu senken. Das hat David Kaumfman an der Universität Boston nachgewiesen. Bisher erleidet etwa jeder zweite Patient nach der Entfernung eines Nierensteins einen Rückfall. Oxalobacter formigenes wandelt das gesundheitsschädliche Kalziumoxalat, aus dem die meisten Nierensteine bestehen, in ungefährliche Stoffwechselprodukte um. Der amerikanische Epidemiologe und sein Team hoffen nun, mit Hilfe des Bakteriums das Entstehen von Nierensteinen bereits im Vorfeld verhindern zu können.

Oxalobacter formigenes lässt sich bei einem Großteil aller gesunden Menschen im Verdauungstrakt nachweisen, ohne erkennbare schädliche Wirkungen zu verursachen. Das Bakterium ernährt sich unter anderem von Kalziumoxalat, einem Stoff, der als Risikofaktor für das Auftreten von Nierensteinen gilt.

Um den Einfluss des Bakteriums auf die Nierensteinbildung zu testen, untersuchten die amerikanischen Forscher 247 erwachsene Patienten, die zum wiederholten Mal an Nierensteinen litten. Bei den Patienten, bei denen das Bakterium zu finden war, beobachtete Kaufman eine um 70 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, erneut an einem Nierenstein zu erkranken. Ob die Patienten Träger der Bakterien sind oder nicht, hängt auch von der Verwendung von Antibiotika ab: Bei Patienten, die in den vergangenen fünf Jahren keine Antibiotika einnahmen, ließ sich Oxalobacter formigenes rund doppelt so häufig nachweisen wie bei Patienten, die im selben Zeitraum mit Antibiotika behandelt wurden.

Die Behandlungskosten für Nierensteine in Deutschland schätzen Forscher auf mehrere hundert Millionen Euro pro Jahr, und rund fünf Prozent der Bevölkerung erkranken mindestens einmal im Leben an einem Nierenstein. Kaufman und sein Forscherteam sehen in Oxalobacter formigenes einen möglichen Behandlungsansatz für die Zukunft und untersuchen gerade, ob sich das Bakterium für die Prophylaxe von Nierensteinen eignet.

David Kaufman (Universität Boston) et al.: Journal of the American Society of Nephrology, DOI 10.1681/ASN.2007101058

wissenschaft.de – Markus Zens




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