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Eine Impfung gegen Bluthochdruck

Meldung vom 07.03.2008 - Injizierter Wirkstoff zeigt gute Erfolge im ersten klinischen Test

Ein Impfstoff gegen Bluthochdruck hat eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Zulassung genommen: In einer ersten klinischen Studie hat die AngQb genannte Substanz die Blutdruckwerte von 72 Freiwilligen messbar gesenkt, haben Forscher aus Deutschland und der Schweiz herausgefunden. Der Impfstoff greift in den Stoffwechsel des Hormons Angiotensin II ein, das den Blutdruck aufrechterhält. Die Therapie gibt es bereits in Tablettenform, doch bekommen viele Patienten ihren Blutdruck durch unregelmäßige Medikamenteneinnahme nicht in den Griff. Wenige Impfinjektionen im Jahr können daher einen höheren Behandlungserfolg bringen, schreiben die Forscher um Martin Bachmann von der Firma Cytos Biotechnology in Schlieren.

Die klinische Studie der Phase 1 sollte zunächst nur überprüfen, ob die Impfsubstanz von den Patienten gut vertragen wird und welche Nebenwirkungen auftreten. Sie lieferte allerdings auch erste Hinweise auf eine Impfwirkung. Die Forscher teilten 72 Patienten mit schwachem bis mäßigem Bluthochdruck in drei Gruppen ein. Die erste erhielt eine wirkstofffreie Scheinimpfung. Die zweite erhielt mit der Impfung eine Dosis von 100 Mikrogramm des Impfstoffes, bei der dritten waren es 300 Mikrogramm. Nach vier und zwölf Wochen erhielten die Probanden eine Auffrischungsimpfung.

Mit der höchsten Dosis erzielten die Forscher auch die höchste therapeutische Wirkung: eine Blutdruckminderung von 25/15 Millimetern Quecksilbersäule. Normal sind Blutdruckwerte von 120/80, als Bluthochdruck gelten Werte ab 140/90. Insgesamt hatten die Patienten die Impfung gut vertragen. Die Ergebnisse der Pilotstudie ermutigen die Forscher zu weiteren klinischen Studien mit einen größeren Patientenzahl. Wenn alle Tests bestanden sind, könne frühestens in fünf Jahren mit einer Marktzulassung gerechnet werden, erklärt Martin Bachmann gegenüber wissenschaft.de. Eine mögliche Therapieform könne dann so aussehen, dass Patienten nach einer Grundimmunisierung mit drei Injektionen pro Jahr zwei weitere Impfungen benötigen.

Der Impfstoff AngQb besteht aus einem virusähnlichen Partikel, an den das Gewebehormon Angiotensin II angekoppelt ist. Angiotensin II beeinflusst den Blutdruck, da es in den Regelkreisen für Druck und Volumen von Körperflüssigkeiten in Geweben eine Rolle spielt. Das Immunsystem bildet gegen dieses Hormon Antikörper, schränkt damit dessen Aktivität ein und dämpft den Bluthochdruck. Diese Wirkung scheint auch längerfristig anzuhalten: Vier Monate nach der letzten Impfung war bei den Probanden das Antikörperniveau im Blut erst um die Hälfte gesunken. Die Forscher hoffen, dass Patienten ihren Blutdruck mit wenigen Impfauffrischungen im Jahr auf einem gesunden und stabilen Niveau halten können.

Martin Bachmann (Cytos Biotechnology, Schlieren) et al.: The Lancet, Band 371, S. 821

wissenschaft.de – Martin Schäfer


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