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Delfintherapie hält nicht, was sie verspricht

Meldung vom 23.01.2008 - Eltern behinderter Kinder schöpfen aus Verzweiflung oft alle angebotenen Behandlungen aus: Insbesondere die teure Delfintherapie hat sich zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Doch die als Wundertherapie gepriesene Methode hält offenbar wissenschaftlichen Überprüfungen nicht stand.

Eine Delfintherapie, die unter anderem bei der Behandlung behinderter Kinder eingesetzt wird, dient nach Angaben der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation (WDCS) meist nur kommerziellen Zwecken. Die sehr teure Behandlung zeige keine langfristigen Wirkungen bei den Patienten, und die Delfine litten massiv unter der Haltung in den Aquarien, bilanzierte die Verhaltensforscherin Carola Otterstedt in Hamburg. Die WDCS präsentierte Ergebnisse einer Studie.

Ziel der Untersuchung sei es, seriös, wissenschaftlich und transparent über die Risiken der Therapieform zu berichten, sagte Nicolas Entrup, Geschäftsführer der Organisation. Die Studie „Delfintherapie - Eine Faktensammlung“ hinterfragt die beiden grundsätzlichen Therapieansätze mit Delfinen. Der eine geht von der Entwicklung einer besseren Konzentrationsfähigkeit der Patienten aus, erklärte der Meeresbiologe und Delfinexperte Karsten Brensing. Der zweite Ansatz will die Fähigkeit zur Entspannung fördern. „Dies sind zwei komplett gegensätzliche Theorien“, sagte der Biologe. Die Theorien hielten wissenschaftlichen Überprüfungen nicht stand.

Otterstedt kritisierte zudem, dass Familien mit kranken Kindern eine „Wundertherapie“ versprochen würde. Drei Wochen Therapie in einem Zentrum in Florida kosteten etwa 15.000 Euro. Doch niemand schütze die Familien vor der Enttäuschung, wenn die Behandlung nicht anschlüge, so die Verhaltensforscherin.

„Eine Therapie mit Tieren ist immer nur eine Unterstützung der Behandlung und niemals eine Heilmethode.“ Der Erfolg hinge auch nicht von einer speziellen Tierart ab, sondern vom Wesen des Tieres, meinte sie. Wissenschaftliche Langzeitstudien zeigten, dass Therapien mit Haus- und Nutztieren, Hunden, Schafen und sogar Insekten wirksam seien.

Außerdem geht die Studie auf Gefahren für die 40 weltweiten Delfinarten ein. Bei der Haltung in Aquarien litten Tiere unter Stress, die Sterblichkeitsrate sei um 60 Prozent höher als bei Artgenossen im offenen Meer. Trotz Importverbots in die Europäische Union bestehe eine hohe Nachfrage, berichtete Brensing. Durch unkontrollierten Fang würden Bestände der freilebenden Delfine bedroht.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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