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Sperma puscht HIV-Infektionsrate dramatisch

Meldung vom 19.12.2007 - Deutsche Forscher haben in der Samenflüssigkeit einen Stoff entdeckt, der die Infektionsrate des HI-Virus bis zu 100.000fach erhöht. Die neuen Erkenntnisse können erklären, warum fast 60 Prozent der Neuinfektionen durch vaginalen Verkehr entstehen. Neue Strategien im Kampf gegen Aids sind damit möglich.

Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Ulm konnten nachweisen, dass ein natürliches, in der menschlichen Samenflüssigkeit vorkommendes, kleines Peptid eine Infektion mit eine HI-Viren verstärkt. Grund: Eine Zusammenballung dieser Peptidmoleküle führt zur Bildung von feinen Fasern, so genannten Fibrillen. Diese Fibrillen binden HIV-Partikel und beschleunigen die Viren, in die Zielzellen einzudringen. Die Infektionsrate wird um mehrere Größenordnungen aktiviert.

"Wir hatten nicht erwartet, einen Verstärker der HIV zu finden und waren sogar noch mehr überrascht über die Wirkstärke", so der Virologe Prof. Frank Kirchhoff. Denn ursprünglich hätten die Forscher nach Bestandteilen in der Samenflüssigkeit gesucht, die die Infektion blocken oder verhindern könnten. Die meisten, bekannten Modulatoren der HIV-Infektion haben allenfalls einen bis zu dreifach verstärkenden Effekt, aber in diesem Fall ist die Wirkstärke mehr als 50fach, in machen Fällen sogar bis zu 100.000fach erhöht. Zunächst konnten die Wissenschaftler den Ergebnissen kaum glauben. Doch dann wurde ein Experiment nach dem anderen durchgeführt, immer mit dem gleichen Ergebnis.

"Die Fibrillen agieren wie kleine Ruderboote" sagte Wolf-Georg Forssmann, Pharmakologie-Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover, "sie nehmen die Viren auf und bringen diese in die infizierbaren Lymphzellen."

HIV ist der Verursacher von AIDS und hat bisher über 60 Millionen Menschen befallen und dabei etwa zu 20 Millionen Toten geführt, sagten die Forscher. Mehr als 80 Prozent dieser HIV-Infektionen werden durch sexuellen Kontakt übertragen. Global entstehen die Infektionen über den genitalen Weg mittels der Samenflüssigkeit HIV-positiver Männer, weiß man aus früheren Studien. Frauen, die HIV 1 infiziert sind, betreffen neuerdings fast 60 Prozent der Neuinfektionen durch vaginalen Verkehr. Bis jetzt sind die Faktoren, die die Infektion von HIV in Samenflüssigkeit beeinflussen, sehr wenig bekannt.

Mehrere natürliche Stoffe, die eine Rolle in der sexuellen Übertragung von HIV spielen, wurden bereits von den Forschern entdeckt. Seit über 10 Jahren wird von der Forschergruppe gezielt nach Faktoren auf Beeinflussung der HIV-Infektion gesucht. Die Peptide, die aus Samenflüssigkeiten stammen, waren besonders durch die Aktivierung der HIV-Infektion aufgefallen. Es wurde dann festgestellt, dass die künstlich hergestellten, synthetischen PAP-Fragmente HIV-Verstärker sind, was die Substanz als aktiven Faktor bestätigt.

Die Verstärkungsaktivität der durch die Peptide gebildeten Fibrillen ist am höchsten ausgeprägt, wenn die Menge an infektiösen Viren sehr niedrig ist, wie es unter Bedingungen der HIV-Übertragung der Fall ist, so berichten die Forscher.

Die körperliche Konzentrationen von Fibrillen vermehren die HIV-Infektion von Immunzellen, die als T-Zellen bekannt sind, so wie die der Makrophagen, bei denen es sich wahrscheinlich um die wichtigen Zelltypen handelt, die zuerst von HIV-Viren angegriffen werden. Gleichzeitig senken die Fibrillen die Konzentration bzw. die Mengen von Viren, die notwendig sind, um eine Infektion zu verursachen.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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