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Das größte lebende Gebilde der Erde stirbt

Meldung vom 12.12.2007 - Die Prognosen sind fatal: Wenn die Zerstörung im gleichen Tempo und im gleichen Maßstab weiter geht wie bisher, sind bis 2050 rund 70 Prozent aller Korallenriffe zerstört. Das löst eine Kettenreaktion des Massensterbens aus, denn Korallenriffe beheimaten ein Viertel aller weltweit vorkommenden Fischarten.

In der Klima-Debatte sind auch die Korallenriffe der Erde wieder in den Fokus der Forscher gerückt: CNN vergleicht die Riffe mit einem Kanarienvogel in einer Mine, weil sie Indikatoren von Gefahren sind. Würde man die Lage der Riffe dieser Tage als Fisch beurteilen, sähe es nicht gerade rosig aus. Korallenriffe dienen ein Viertel aller weltweit vorkommenden Fischarten als Lebensraum und machen flächenmäßig gerade einmal ein Prozent der Erdoberfläche aus.

Korallenriffe sind das größte lebende Gebilde der Erde und gehören nun seit einigen Jahren auch zu den am stärksten gefährdeten. Seit Ende 2007 sind diese Riffe erstmals als Gesamtes auf der "Roten Liste" der gefährdeten Arten. Nach Erhebungen des UNO-Umweltprogramms UNEP sind 30 Prozent der weltweiten Riffe bereits geschädigt, manche davon so stark, dass sie sich nicht mehr erholen können. Wenn die Zerstörung in genau dem gleichen Maßstab fortgesetzt wird, werden bis 2050 rund 70 Prozent der Korallenriffe verschwunden sein, rechnet Nature Conservancy vor.

Die meisten Riffe befinden sich im Indo-Pazifik, jener Region, die von der Ostküste Afrikas bis knapp vor der Westküste des Doppelkontinents Amerikas reicht. Hier werden die Riffe mit rund einem Prozent pro Jahr zerstört. Das klingt zunächst nicht sehr dramatisch, Tatsache ist aber, dass dies in der Realität der doppelten Zerstörungsrate des Regenwaldes entspricht.

New Scientist berichtete, dass in den 1980er Jahren 40 Prozent der Korallenriffe lebende Korallenstücke enthielten, heute sind es nur noch zwei Prozent. Bedroht sind von den derzeit bekannten Korallen mehr als 600 Spezies, das entspricht etwa 76 Prozent. Bedroht sind weltweit auch 120 Mio. Menschen, die direkt von den Riffen leben.

Das große Korallensterben sei seit Jahrzehnten zu beobachten, meint auch der Wiener Meeresbiologe Jörg Ott von der Universität Wien. Erschreckend sei auch, dass wichtige große Korallen, wie etwa die Acroporas zum Teil völlig zerstört wären. Den schwersten Einschnitt habe es 1989 während eines starken El-Nino-Jahres gegeben. Damals sei es weltweit zur bisher schlimmsten Korallenbleiche gekommen, erklärt Ott. Der Riffabbau gehe wesentlich schneller vor sich als der Riffaufbau. Problematisch sei der Zustand, wenn die kritische Temperaturmarke permanent überschritten wird.

Nicht zu vergessen sei auch die Tatsache, dass die Korallenriffe Strukturen bildeten, die die Küsten schützten, meint der Meeresbiologe. Das gelte insbesondere für jene Regionen, in denen tropische Wirbelstürme auftreten. Das Korallensterben sei eine der Auswirkungen des Klimawandels, so Ott. Wie dramatisch sich auch nur geringe Temperaturanstiege auswirken, schildert der Meeresbiologe am Beispiel von Meeresströmungen: Geringe Erwärmungen verhinderten die Wasserzirkulation. Dadurch veränderten sich Bedingungen, die seit Jahrhunderten konstant wären.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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