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Wundheilung

Mit Plasmateilchen gegen Mikroorganismen

Meldung vom 02.01.2008 - Maden können es und Antiseptika können es auch, doch Plasma kann es möglicherweise besser: Wunden heilen. Die ioniesierten Gase wirken antibakteriell auf Kunststoffen. Vielleicht könnten sie auch ein chronisches Problem vieler älterer Menschen lösen.

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie sowie der Universität Greifswald untersuchen in einem gemeinsamen Projekt die Wirkung sogenannter physikalischer Plasmen - ionisierter Gase – auf die Wundheilung. Zusammen mit der Riemser Arzneimittel AG hatte das Leibniz-Institut für Plasmaphysik und Technologie (INP) bereits Verfahren zur Sterilisation von Arzneiverpackungen entwickelt.

„Die neuen Forschungen gehen einen bedeutenden Schritt weiter“, erklärt der Projektleiter und Pharmazeut Thomas von Woedtke. So soll die antibakterielle Wirkung, die die Plasmen auf Kunststoffoberflächen haben, nun bei lebenden Zellen getestet werden. Umfangreiche eigene Untersuchungen bestätigten, dass die Plasmen in der Lage seien, Mikroorganismen abzutöten, sagte von Woedtke.

„Wir vermuten allerdings, dass Plasmen zudem in der Lage sind, die Aktivität gesunder Körperzellen zu stimulieren und damit den Heilungsprozess offener Wunden zu forcieren.“ Damit würde die Leistung der Plasmen in ihrem Zusammenspiel von antiseptischer und stimulierender Wirkung auf die Gewebeneubildung weit über die chemische Wirkung der Antiseptika sowie der Maden, die lediglich das tote Gewebe „abfressen“, hinausgehen.

Keime zerstören ohne menschlichen Zellen zu schädigen

Eine kleine Forschergruppe des INP hat im zusammen mit dem Institut für Pharmazie und dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universität Greifswald unter dem Namen „Plasmasept“ mit ersten empirischen Versuchen an lebenden Zellkulturen begonnen.

In den Laboren „infizieren“ die Forscher Kulturen menschlicher Zellen mit Mikroorganismen und setzen sie dann einem Plasma aus. Ziel dieser Testreihen sei es, die Mikroorganismen zu zerstören, dabei aber die gesunden menschlichen Zellen intakt zu lassen, erklärt der Pharmazeut Kristian Wende. Das Verfahren könne als gut verträgliche Alternative zur Behandlung mit chemischen Antiseptika Wundheilungsprozesse erheblich verkürzen, hoffen die Forscher.

In einem größeren Forschungsvorhaben „plasmatis“ wollen die gleichen Projektpartner nun die Wirkmechanismen des Plasmas auf die Wundheilung im Detail untersuchen. Neben Wärme strahlen Plasmen UV-Strahlung aus. Zudem erzeuge ein Plasma sogenannte reaktive Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle, von denen die Forscher annehmen, dass sie die Wundheilung positiv beeinflussen.

Effektive Heilungsmethoden werden dringend benötigt

„Wir wollen nicht nur die Phänomene beobachten, sondern den Prozess auf molekularer und biochemischer Ebene verstehen, um die entsprechenden therapeutischen Ansätze ableiten zu können“, erklärt von Woedtke. Das Zusammenspiel der antiseptischen Wirkung mit der Neubildung von gesundem Gewebe ergibt ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise im „tissue engineering“, der Gewebezüchtung.

Die Forschung ist dringend nötig: In Deutschland leben nach Angaben der Greifswalder Forscher rund 4,5 bis 5 Millionen Menschen mit chronischen – also dauerhaften – Wunden.

Angesichts der demografischen Entwicklung mit einem immer größer werdenden Anteil Älterer gehen die Greifswalder Mediziner wie Professor Axel Kramer davon aus, dass sich die Problematik in Zukunft weiter verschärfen wird. Chronische Wunden beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen. Schätzungen zufolge verursacht die Behandlung chronischer Wunden jährlich Kosten von rund fünf Milliarden Euro. Nach Angaben der Initiative Chronische Wunden (ICW e.V.) könnten jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro bei zeitgemäßer Prophylaxe und Therapie gespart werden.

Zur Originalnachricht auf welt.de - Martina Rathke





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by Dr. Radut