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Epilepsie

Unberechenbare Blitze im Kopf

Meldung vom 28.12.2007 - Aus heiterem Himmel fallen sie zu Boden, verkrampfen die Hände und verdrehen die Augen. Epileptiker leben in ständiger Angst vor Anfällen. Ein Frühwarnsystem soll in ein paar Jahren den nächsten Anfall voraussehen- doch so lange bleibt die Angst vor der nächsten Attacke.

Mit Hochdruck arbeiten deshalb Wissenschaftler in der ganzen Welt an einem Gerät zum rechtzeitigen Vorhersagen eines Anfalls. Das Epilepsiezentrum in Freiburg beteiligt sich an einer multidisziplinären Studie, das in etwa zwei bis drei Jahren eine Anfallvorhersage ermöglichen soll.

Derzeit werden hier die Gehirnströme von Epileptikern mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet, um das Nahen eines Anfalls vorherzusagen. Dazu werden mathematische Verfahren der Zeitreihenanalyse genutzt. „Bislang gibt es aber noch zu viele Fehlalarme“, sagt der Leiter des Epilepsiezentrums des Uniklinikums Freiburg, Andreas Schulze-Bonhage.

Denkbar ist es, die Elektroden in den Kopf einzupflanzen, um dem Patienten den Beginn eines Anfalls zu signalisieren. Er kann sich dann zurückziehen und vor Verletzungen schützen. Die Wissenschaftler mehrerer europäischer Kliniken forschen aber auch an einem geschlossenen System, das vor einem Anfall ohne Zutun des Menschen Medikamente freisetzt oder das Gehirn wie bei einem Herzschrittmacher zur Abwendung des Anfalls stimuliert.

Medikamente helfen nur selten
Mehr als 600.000 Menschen in Deutschland leiden an Epilepsie, einer Fehlfunktion von Nervenzellen im Gehirn. Die Krankheit gilt als die häufigste chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems. „Die Anfälle sind unberechenbar und überraschen die Betroffenen ohne Vorankündigung in jeder Lebenssituation“, sagt Schulze-Bonhage. Bei jedem dritten Betroffenen ist die Krankheit auch mit Medikamten nicht kontrollierbar. Es gibt schwere, gefährliche Anfälle, aber auch kurze Verwirrungszustände oder Abwesenheiten.

Ursache einer Epilepsie sind Schädigungen des Gehirngewebes durch Verletzungen, Entzündungen, Blutungen, Tumore oder Sauerstoffmangel. Bei etwa jedem zehnten Epileptiker wird die Bereitschaft zu solchen Anfällen vererbt. So verschieden wie die Art der Anfälle sind auch die Auslöser. Meist sind Erregungszustände verantwortlich für eine Attacke.

Depressionen und Suizidgedanken
Die permanente Angst vor einem neuen Anfall überschattet das gesamte Leben. Epileptiker dürfen wegen der Unvorhersehbarkeit eines Anfalls kein Auto fahren und bestimmte berufliche Tätigkeiten nicht ausführen. Viele ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück, leiden unter Depressionen und Suizidgedanken.

Hinzu kommen die körperlichen Folgen. Epileptiker können sich während eines Anfalls verletzen, vom Fahrrad fallen, von einer Leiter stürzen, sich schneiden. Nicht selten kommt es wegen einer extremen Anspannung der Rückenmuskel zu Wirbelbrüchen. Schließlich können bei den epileptischen Entladungen Nervenzellen absterben.

Forscher haben vor kurzem nachgewiesen, dass die Anfälle auch für plötzliche Todesfälle verantwortlich sind. In Großbritannien sterben pro Jahr Schätzungen zufolge etwa 1.000 Menschen an den Folgen von Epilepsien.

Zur Originalnachricht auf welt.de





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by Dr. Radut