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Dopamin

Aggression setzt Glückshormon frei

Das Gehirn schüttet bei aggressivem Verhalten das Glückshormon Dopamin aus. Dies haben Wissenschaftler in einer Studie mit Mäusen beobachtet. Vor die Wahl gestellt zwischen einem friedlichen Dasein und der Konfrontation mit Artgenossen, suchten die Mäuse freiwillig die Konfrontation. Schalteten die Wissenschaftler die Belohnung durch das Glückshormon hingegen aus, entschieden sich die Tiere gegen die Auseinandersetzung. Über die Studie von Craig Kennedy und Maria Couppis berichtet die Vanderbilt-Universität in Nashville.

Die Ausschüttung von Dopamin als Antwort auf positive Reize wie Nahrungsaufnahme, Sex oder Drogenkonsum hatten Neurologen bereits in früheren Studien entdeckt. Dass auch Aggression das Gehirn dazu bringt, Glückshormone freizusetzen, ist jedoch neu. Dabei sei die Belohnung von aggressivem Verhalten in der Natur durchaus sinnvoll, meint Kennedy. Bei fast allen Wirbeltieren ist Aggression ein Instrument zur Verteidigung von Partnern, Nahrung und Revier und dient dadurch dem eigenen Überleben und dem Überleben der Nachkommen.

Kennedy und Couppis machten sich in ihrem Experiment diesen Umstand zunutze: Eine männliche Maus mit Revier und Partnerin wurde gezwungen, ihr Territorium gegen einen Artgenossen zu verteidigen. In den folgenden Tagen wurde der Rivale nur in den Käfig gelassen, wenn die heimische Maus zuvor einen Knopf gedrückt hatte. Überraschenderweise drückten daraufhin die Mäuse auf den Knopf und verteidigten freiwillig erneut ihr Revier. Als Kennedy und Couppis auf der Suche nach der Ursache für dieses Verhalten die Ausschüttung des Hormons Dopamin in den Mäusehirnen unterbanden, geschah dies nicht.

Aus der Logik des Experiments lasse sich die menschliche Neigung zu Konflikten und Auseinandersetzungen mit begründen, so die Forscher. Nahrung und Revier müssen zwar nicht mehr verteidigt werden, doch da der Belohnungsmechanismus für aggressives Verhalten trotzdem noch besteht, ist die Versuchung dazu groß. Auch die Faszination vieler Menschen für gewalttätige Sportarten wie Boxen und Football lasse sich dadurch erklären.

Mitteilung der Vanderbilt University, Nashville

wissenschaft.de – Livia Rasche


Warum nicht jeder aus Schaden klug wird

Meldung vom 07.12.2007 - Forscher: Menschen mit bestimmter Genvariante lernen schlechter aus Fehlern

Die Anfälligkeit für Suchterkrankungen könnte zumindest bei bestimmten Menschen auf die Unfähigkeit zurückgehen, aus Fehlern zu lernen. Das legen die Ergebnisse einer Studie deutscher Forscher nahe, die die Konsequenzen einer beeinträchtigten Verarbeitung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn bei insgesamt 26 Freiwilligen untersucht haben. Demnach fällt es Trägern einer bestimmten Genvariante, die das Gehirn unempfindlicher für Dopamin macht, überdurchschnittlich schwer, aus negativen Folgen ihres Handelns zu lernen und ihr Verhalten entsprechend zu verändern. Die gleiche Genvariante war bereits in früheren Studien mit einer Neigung zu Suchtstörungen in Verbindung gebracht worden.

12 der 26 Teilnehmer der Studie trugen eine Genvariante namens DRD2-TAQ-A1, kurz A1, in ihrem Erbgut. Sie führt dazu, dass im Gehirn die Dichte der Andockstellen für den Botenstoff Dopamin um bis zu 30 Prozent verringert ist. Diese genetische Ausstattung geht laut früherer Studien mit einer erhöhten Anfälligkeit für Alkohol-, Nikotin- und Opiatabhängigkeit sowie einer höheren Wahrscheinlichkeit für starkes Übergewicht einher. Wissenschaftler vermuten daher, dass sie die Träger irgendwie unempfindlich gegenüber den negativen Konsequenzen selbstzerstörerischer Verhaltensweisen macht – möglicherweise, weil sie ein generelles Defizit beim Lernen aus Fehlern verursacht.

Um diese These zu testen, sollten die Probanden in der neuen Studie lernen, abstrakte Symbole mit positiven oder negativen Folgen zu verbinden. Einige der Zeichen waren dabei mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit einer negativen Konsequenz kombiniert, andere mit einer sehr niedrigen. Zusätzlich wurde die Gehirnaktivität der Testteilnehmer während des Tests mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie überwacht. Dabei zeigte sich, dass die A1-Träger weniger schnell als die Vergleichsgruppe lernten, die Symbole mit den negativen Konsequenzen zu meiden. Das ging mit einer deutlich reduzierten Aktivität in einem Netzwerk von Gehirnarealen einher, das für die Überwachung der Resultate bestimmter Handlungen und die möglicherweise erforderliche Anpassung des Verhaltens zuständig ist.

Eine Veränderung im Dopaminsignalweg führt demnach auch zu einer Veränderung bei der Verarbeitung eines negativen Feedbacks, so die Forscher. Dopamin spielt damit eine Schlüsselrolle bei der Steuerung des Überwachungs-Mechanismus. Beeinträchtigt ist jedoch lediglich die Lernfähigkeit nach negativen Erfahrungen und nicht die Reaktion selbst, betonen die Wissenschaftler. Die Ergebnisse könnten in Zukunft helfen, bessere Behandlungsansätze für Sucht- und Zwangsstörungen zu entwickeln.

Tilmann Klein (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig) et al.: Science, Band 318, Seite 642

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel


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