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Sex in der Luft nur mit Klettverschluss

Meldung vom 15.01.2008 - Bei vielen Insekten gleicht die Paarung im Flug einem waaghalsigen Rodeoritt: So fliegen z.B. männliche Holzbienen von hinten über die Weibchen und injizieren ihre Spermien. Mit welchem Trick es ihnen dabei gelingt, nicht abgeworfen zu werden, haben jetzt Bonner Forscher herausgefunden.

Viele Insekten paaren sich in der Luft - so auch die Holzbiene Xylocopa flavorufa: Dies gelingt ihnen jedoch nur mit Hilfe einer trickreichen Vorrichtung, die verhindert, dass es bei diesem Paarungs-Rodeo abgeworfen wird: Während es sich über das Weibchen schiebt, haken sich feinste Haarschlaufen auf seinen Hinterbeinen an entsprechenden Borsten auf dem Rücken der Partnerin fest. Wissenschaftler der Universität Bonn haben bei den Bienen nun einen "Klettverschluss" im Nano-Maßstab entdeckt.

Die Nanoschlaufen an ihren Hinterbeinen sind aber nicht der einzige Trick, der männlichen Holzbienen den luftigen Liebesritt erleichtert: Auch ihr mittleres Beinpaar scheint über einen besonderen Haftmechanismus zu verfügen - ganz ähnlich dem auf den Füßen eines Geckos. Die Echse gilt als das schwerste Tier, das kopfüber an glatten Flächen entlanglaufen kann. Dazu nutzt es die so genannten "Van-der-Waals-Kräfte" - das sind schwache Anziehungskräfte, die entstehen, wenn sich Ladungen um Atome verschieben. Geckos tragen auf ihren Zehen Billionen von speziell geformten feinen Härchen. In der Summe bewirken sie, dass die Echse dank der Van-der-Waals-Kräfte fest an der Decke haftet.

Ganz ähnliche Haarpolster trägt auch das Männchen von Xylocopa flavorufa auf seinem mittleren Beinpaar wie erklärt Prof. Dieter Wittmann von der Uni Bonn erklärt. "Bei der Paarung legen sie dieses Polster an den Kopf des Weibchens und kleben so gewissermaßen an ihm fest." Das Männchen umklammert seine Partnerin aber auch aktiv, damit die Flugbegattung nicht im ungewollten Coitus interruptus endet.

Die Wissenschaftler um Wittmann haben die Halte- und Haftstrukturen der Holzbienen mit dem Rasterelektronenmikroskop erforscht. Wittmann gerät ins Schwärmen, wenn er anhand ihrer Aufnahmen die Haftmechanismen von Xylocopa flavorufa erklärt. "Wahnsinnig raffiniert" seien die, technisch kaum zu kopieren. "Sehen Sie, wie fein diese Schlaufen sind - das kann der Mensch bis heute nicht nachmachen."

Zur Originalnachricht auf welt.de







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