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Höhlenbären machten auch Jagd auf Wirbeltiere

Meldung vom 09.01.2008 - Forscher finden bei den bisher als Pflanzenfresser bekannten Riesen Hinweise auf Fleischkonsum

Der vor etwa 10.000 Jahre ausgestorbene Höhlenbär war keineswegs ein vegetarisch lebender sanfter Riese, wie viele Biologen bisher vermuteten. Manche der Tiere fraßen auch Fleisch von Wirbeltieren, haben Forscher eines internationalen Wissenschaftlerteams um Erik Trinkaus nun herausgefunden. Sie berufen sich auf Analysen des in fossilen Knochen enthaltenen Stickstoffs.

Beeren, Gräser und Wurzeln gehörten nach bisheriger Ansicht von Forschern zu den wichtigsten Nahrungsmitteln der Pelztiere, die einst Höhlen in ganz Europa vom heutigen Rumänien bis zu den Pyrenäen bewohnten. Auf diese überwiegend vegetarische Lebensweise deuteten Untersuchungen an Knochen und Zähnen hin – ein Bild, das die Forscher um Trinkaus nun geraderücken: Zumindest die rumänischen Höhlenbären waren Allesfresser und machten wie ihre Vettern, die Braunbären, Jagd auf Wirbeltiere. Das folgern die Wissenschaftler aus Vergleichen des Gehalts des Stickstoffisotops 15 in fossilen Knochen, die in Rumänien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Frankreich, Belgien, Italien und Spanien ausgegraben worden waren. Ein hoher Gehalt dieser schwereren Erscheinungsform des Elements Stickstoff im Körper eines Tieres deutet auf einen Fleischanteil in der Ernährung hin, da sich Stickstoff 15 in der Nahrungskette immer weiter anreichert.

Während die Stickstoffwerte bei mittel- und südeuropäischen Bären eher auf eine fleischlose Kost hindeuteten, fanden die Wissenschaftler bei den rumänischen Bären klare Hinweise auf Fleischkonsum. Sie gehen daher davon aus, dass die sonst überwiegend vegetarisch lebenden Tiere je nach Klima und Nahrungsangebot immer wieder auch Wirbeltiere erbeuteten. Damit standen die Höhlenbären am Ende der letzten Eiszeit in Konkurrenz zu anderen Fleischfressern wie Höhlenlöwen, Wölfen, Braunbären und schließlich auch dem Menschen.

Erik Trinkaus (Washington-Universität, St. Louis) und Michael Richards (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig): PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0711063105

wissenschaft.de – Ulrich Dewald



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