Skip to Content

Riesenskorpion aus der Eifel im Rampenlicht

Meldung vom 13.12.2007 - Die Bedeutung des Fundes blieb über viele Jahre unerkannt: Ein Mainzer Forscher hat die fossilen Überreste eines 400 Millionen Jahre alten und zweieinhalb Meter langen Riesen-Seeskorpion entdeckt. Nun wird die spektakuläre Versteinerung der Öffentlichkeit präsentiert.

Vor 400 Millionen Jahren sah es auf der Welt noch recht trostlos aus. Ein Großteil der Landfläche war von Wüsten bedeckt, einige wenige Pflanzen wuchsen in Ufernähe. Im Wasser dagegen brodelte das Leben. Ein besonders großes Raubtier machte sowohl die offenen Meere als auch die Uferzonen unsicher – der Jaekelpoterus rhenaniae, ein bis zu 2,5 Meter langer Riesen-Seeskorpion.

Ein Mainzer Paläontologe entdeckte die versteinerten Überreste des größten Gliederfüßers der Erdgeschichte. Jetzt wird die Versteinerung im Mainzer Naturhistorischen Museum erstmals öffentlich ausgestellt.

In einem Steinbruch im rheinland-pfälzischen Wilwerath bei Prüm hatte Markus Poschmann die 46 Zentimeter lange, versteinerte Kieferklaue bereits vor 15 Jahren freigelegt. Ein Zufallsfund, wie er heute sagt. „Erst im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass es sich um ein lohnenswertes Stück handelt“, erinnert sich Poschmann. Vor seiner Entdeckung hatte die Fachwelt allenfalls über die riesige Größe der Seeskorpione spekuliert. Verwertbare Fossilienfunde der Vorfahren unserer heutigen Spinnen und Skorpione stammten aber bis dahin jedoch von deutlich kleineren Exemplaren.

Das Urzeittier mit den Maßen eines stattlichen Krokodils verschaffte erregt weltweite Aufmerksamkeit. CNN vermeldete den spektakulären Fund, die BBC und das australische Fernsehen ebenso. „Gut, dass die Evolution die Maße der Tiere wieder etwas reduziert hat“, kommentierte das Moskauer Nachrichtenmagazin „Itogi“, „denn der Versuch, eine zwei Meter lange Kakerlake mit dem Hausschuh zu zerdrücken, könnte tragisch enden.“

Natürliche Feinde hatten Riesenskorpione vermutlich nicht
In der Tat dürfte der Riesen-Seeskorpion den Albtraum aller unter Spinnenangst leidenden Menschen verkörpern. Mit ihren Kieferklauen packten die Tiere ihre Beute, die aus kleineren Gliederfüßern und Urzeitfischen bestand. Natürliche Feinde hatten sie vermutlich nicht. Auch die damals schon bis zu sechs Meter langen Urzeit-Panzerfische dürften sich nicht an die wirbellosen Riesenräuber herangewagt haben.

Inzwischen hat die Fachwelt ihre Theorien über die Tiere erheblich korrigiert. Neuesten Erkenntnissen zufolge konnten sich die Seeskorpione mit ihren acht Laufbeinen und zwei Schwimmbeinen offenbar sogar an Land bewegen. Allerdings gab es dort damals noch keine nennenswerte Beute für die riesigen Jäger.

Für den Paläontologen Poschmann ist nicht klar, ob sein Fundstück aus dem Eifelsteinbruch einen Häutungsrest oder vielmehr den Teil einer Leiche darstellt. Im Mainzer Naturhistorischen Museum werden die Greifarme vor einem lebensgroßen Abbild des Tiers präsentiert.

Die Riesen-Seeskorpione starben aus bisher ungeklärter Ursache im Mitteldevon vor etwa 385 Millionen Jahren aus, während einer Phase der Erdgeschichte, in der sich die Amphibien stark entwickelten. Bei einem Massenartensterben vor 250 Millionen Jahren verschwanden auch die kleineren Seeskorpione von der Erde.

Insgesamt konnten sich die Gliederfüßer jedoch als Erfolgsmodell der Evolution durchsetzen. Insekten, Spinnen, Skorpione und Krebse stellen heute etwa 80 Prozent aller bekannten Tierarten.




Zur Originalnachricht auf welt.de




forum | by Dr. Radut