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Homo sapiens

Unsere Vorfahren stammen aus dem Regenwald

Meldung vom 03.01.2008 - Stammen wir aus Afrika oder Asien? Forscher streiten seit Jahren um die Herkunft des modernen Menschen. Neue Fossilienfunde deuten daraufhin, dass unsere Vorfahren im feuchttropischen Klima des afrikanischen Regenwaldes lebten – in einer Gegend, die der Vorstellung des Garten Eden ziemlich nahe kam.

Wir modernen Menschen Homo sapiens stammen ebenso aus Afrika wie die ersten Vertreter der Gattung Homo vor rund zwei Millionen Jahren. Auch legen Funde der noch älteren Ahnen der Australopithecinen nahe, dass das östliche Afrika vor rund fünf Millionen Jahren die Wiege unserer weiteren Verwandtschaft war.

Doch ob der schwarze Kontinent zuvor auch die Kinderstube aller heute lebenden Menschenaffen war, gehört zu den ungelösten Rätseln der Paläoanthropologie. Zwar leben alle heutigen Menschenaffen in Afrika, mit Ausnahme allein des auf den südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo vorkommenden Orang-Utans. Doch bisher klafft eine erhebliche Fossilienlücke just zu jener Zeit, als sich die Ahnen von Menschenaffen und Menschen voneinander getrennt haben.

Nur wenige Fossilien vorhanden

Jüngste molekulargenetische Befunde aber deuten an, dass sich der Mensch und sein nächster Verwandter, der Schimpanse, vor rund fünf bis sieben Millionen Jahren auseinanderentwickelten und die Abzweigung zum Gorilla vor vermutlich acht bis neun Millionen Jahren erfolgte. Folglich ist das späte Miozän vor fünf bis elf Millionen Jahren das kritische Fenster für die Evolution der heutigen afrikanischen Menschenaffen ebenso wie unserer eigenen Stammeslinie.

Aber Fossilien aus dieser Zeit sind rar. Vor allem aus Afrika war bisher lediglich ein Oberkiefer und einzelne Zähne eines Samburupithecus genannten Vertreters aus dem Norden Kenias bekannt. Dagegen wurden gerade in den vergangenen Jahren Affenverwandte aus dem Miozän auch in Asien und Europa entdeckt, darunter zuletzt der 13 Millionen Jahre alte Pierolapithecus aus der Nähe Barcelonas. Deshalb spekulierten einige Forscher, ob die gemeinsamen Vorfahren von Gorillas, Schimpansen und Menschen möglicherweise gar nicht in Afrika, sondern vielleicht in Eurasien entstanden sein könnten.

Nakalipithecus nakayamai als Bindeglied

Jedoch beschreibt ein japanisches Forscherteam im Fachmagazin "PNAS“ den Fund eines fossilen Kiefers mit drei Backenknochen sowie einigen weiteren isolierten Zähnen einer neuen Menschenaffenart, die sie auf den Namen Nakalipithecus nakayamai tauften. Die Fossilien wurden bei Nakali am östlichen Hang des ostafrikanischen Grabenbruchs in Kenia gefunden und sind knapp zehn Millionen Jahre alt, schreibt das Team um Yutaka Kunimatsu vom Primatenzentrum der Universität in Kyoto.

Soweit die wenigen verfügbaren Merkmale diesen Schluss zulassen, ähnelte Nakalipithecus einem aus Griechenland bekannten Menschenaffenahnen. Ouranopithecus macedoniensis ist jedoch mit knapp neun Millionen Jahren erdgeschichtlich etwas jünger. Dieser Fund eines älteren miozänen Menschenaffen in Kenia macht es jetzt sehr wahrscheinlich, dass der gemeinsame Stammbaum von Menschenaffen und Menschen tatsächlich in Afrika und nicht in Europa wurzelt. Zugleich liefert Nakalipithecus den Hinweis darauf, dass die Artenvielfalt miozäner Hominidenverwandter im östlichen Afrika bereits zu diesem Zeitpunkt recht groß gewesen sein dürfte.

Die Urahnen im "Garten Eden"

Tatsächlich berichtete ein japanisch-äthiopisches Forscherteam um Gen Suwa vom University Museum in Tokio erst im August 2007 ebenfalls in "PNAS“ von der Entdeckung eines Chororapithecus abyssinicus in Äthiopien. Die Forscher vermuten, dass dieser vor zehn bis 10,5 Millionen Jahre lebender Menschenaffe möglicherweise ein Vorfahre des Gorillas war. Zugleich ist Chororapithecus der erste Nachweis eines frühen Menschenaffen aus dieser Region in Nordostafrika.

Gemeinsam mit dem jetzt entdeckten Nakalipithecus aus Kenia verschieben diese beiden etwa zehn Millionen Jahre alten Fossilien den gesicherten Ursprung afrikanischer Menschenaffen ganz erheblich in die Tiefe der Zeit – und damit auch die der menschlichen Vorfahren.

Die beiden jüngsten Funde in Kenia und Äthiopien legen nahe, dass die Ahnen von Mensch und Menschenaffen dort einst entlang üppig bewaldeter Flusstäler gelebt haben könnten. Noch im späten Miozän waren diese Regionen deutlich feuchter als heute – und kamen damit unserer Vorstellung vom Garten Eden sehr nahe. Vermutlich stammen unsere vor etwa sechs Millionen Jahren in den Savannen auftauchenden Australopithecus-Ahnen also von menschenaffenähnlichen Vorfahren ab, die zuvor im feuchttropischen Klima der afrikanischen Regenwälder lebten.

welt.de - Matthias Glaubrecht







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