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Neandertaler

Neandertaler hatte andere Gehirne als der moderne Mensch

Meldung vom Dienstag, 9. November 2010 - Die bisherigen Erkenntnisse waren eine Beleidigung für jeden stolzen Vertreters der Gattung "Homo sapiens". Demnach hatte der Neandertaler (homo neanderthalensis) ein genauso großes Gehirn und damit - so die Annahme - wohl auch die gleichen geistigen Fähigkeiten. Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie stellen jetzt im Fachmagazin "Current Biology" die Ehre des modernen Menschen wieder her. Sie haben herausgefunden, dass das Gehirn zwar gleich groß war, aber eine andere innere Struktur hatte - und die sei für die Fähigkeiten wesentlich bedeutsamer als die Größe. Für ihre Untersuchung nutzten die Leipziger Wissenschaftler Abdrücke von Neandertaler-Gehirnen in fossilen Schädeln. Den entscheidenden Hinweis lieferte das Skelett eines Neandertalbabys. Es zeigte deutliche Entwicklungsunterschiede des Gehirns - schon nach der Geburt. Neandertaler werden der Nachricht wohl mit postevolutionärem Gleichmut begegnen. Immerhin sind sie schätzungsweise seit 30.000 Jahren ausgestorben.

Quelle: DRadio Wissen

 

 

Kurzer Zeigefinger: Deswegen sollen Neandertaler reges Sexleben gehabt haben

Meldung vom Mittwoch, 3. November 2010 - Zeige mir wie lang Deine Finger sind - und ich sage Dir, wie Dein Sex-Leben ist. Mit diesem Forschungsansatz sind Wissenschaftler der Universität Liverpool in Großbritannien an die Arbeit gegangen. Ihre These: Das Verhältnis von Zeigefinger zu Ringfinger wird von der Konzentration männlicher Sexualhormone in der Gebärmutter bestimmt. Je mehr Sexualhormone, desto kürzer der Zeigefinger. Forschungsobjekt waren die Neandertaler, die vor 28.000 Jahren ausgestorben sind. Wegen ihrer vergleichsweise kurzen Zeigefinger schließen die Wissenschaftlern aus Liverpool darauf, dass diese Menschenart ein besonders ausschweifendes Sex-Leben hatte. Allerdings räumen die Forscher ein, dass ihre These noch weiter unterfüttert werden muss: Sie wollen jetzt weitere Fossilien auswerten - und deren Finger nachmessen.

Quelle: DRadio Wissen

 

 

Neandertaler-Schlafzimmer entdeckt

Meldung vom Freitag, 6. August 2010 - Internetanschluss gab es noch nicht, Betten und Feuerstellen aber schon. Forscher des israelischen Weizmann-Instituts haben im spanischen Kantabrien ein Neandertaler-Schlafzimmer entdeckt. Sie erklärten, der mehrere Meter unter der Erde liegende Raum könne mit seiner Innenausstattung beeindrucken. Man habe sowohl eine alte Feuerstelle gefunden, als auch Reste von Grasbetten, die um das Feuer herum angeordnet seien. Tagsüber habe der Neandertaler die Betten als Sitzecke verwendet. Auch Decken aus Tierfell wurden gefunden. Der Neandertaler hat nach Angaben der Forscher einen aus unserer Sicht sehr "recycle-bewussten" Lebenstil geführt. Sie gehen davon aus, dass er die Grasbetten regelmäßig erneuert und die alten Felle und Gräser als Heizmaterial verwendet habe.

Quelle: DRadio Wissen

Neandertaler benutzte Zahnstocher

Meldung vom Donnerstag, 15. Juli 2010 - Ob er Hölzchen oder feine Knochensplitter bevorzugt hat ist unklar. Sicher ist aber, dass der Neandertaler Zahnstocher benutzte, um seine Zähne sauber zu halten. Ralf Schmitz, Fachreferent für Vorgeschichte am LVR-Landesmuseum in Bonn erklärte, dass horizontale Kratzspuren auf Zähnen das eindeutig zeigten. Die Rillen befänden sich immer in der Nähe von Zahnlücken, in denen sich Fleischreste festsetzten und zu Entzündungen führen könnten. Der Nachrichtenagentur dpa sagte Schmitz, im Neandertal bei Mettmann sei ein Zahn gefunden worden, der fast sieben Millimeter lange Rillen aufwies. Die ältesten Stocher-Spuren seien rund 300.000 Jahre alt und stammten aus Spanien.

Quelle: DRadio Wissen

Erfolgsgeheimnis: Passende Klamotten

Meldung vom 31.12.2007 - Der moderne Mensch überlebte den Neandertaler möglicherweise wegen seiner Schneiderkünste

Für das Aussterben der Neandertaler könnte ihr fehlendes Geschick mit Nadel und Faden beziehungsweise Knochenspitze und Sehne mitverantwortlich gewesen sein: Die Frühmenschen hatten nie gelernt, Kleidungsstücke so anzufertigen, dass sie sich in mehreren Schichten übereinander tragen ließen, und waren deshalb plötzlichen Kälteeinbrüchen praktisch schutzlos ausgeliefert, glaubt der australische Forscher Ian Gilligan. Damit wären ihnen paradoxerweise gerade ihre robuste Natur und ihre gute Kältetoleranz zum Verhängnis geworden. Der anatomisch moderne Mensch habe schließlich nur deswegen früher die für das Schneidern nötigen Fertigkeiten entwickelt, weil er schon mit einer leichten Abkühlung schlecht zurechtkam, schreibt Gilligan.

Die Neandertaler verschwanden wahrscheinlich vor etwa 30.000 Jahren von der Bildfläche – kurz vor dem Maximum der letzten Eiszeit und etwa zu der Zeit, als sich der moderne Mensch in Europa auszubreiten begann. Warum das passierte, ist unter Wissenschaftlern nach wie vor umstritten. Als Schlüsselfaktoren werden vor allem das Klima und die Überlegenheit des modernen Menschen beim Jagen diskutiert, erläutert Gilligan. Allerdings hält er es genau wie eine Reihe anderer Forscher für merkwürdig, dass der Neandertaler mehr als 100.000 Jahre mit seinen Jagdmethoden glänzend zurechtkam und diese plötzlich nicht mehr ausreichend gewesen sein sollen.

Trotzdem könnten das Klima und eine gewisse Überlegenheit von Homo sapiens die entscheidenden Faktoren gewesen sein – jedoch nicht in Bezug auf die Jagd, sondern in Bezug auf angemessene Kleidung, so Gilligans These. Da der moderne Mensch sehr empfindlich gegenüber kühlerem Wetter war, entwickelte er bereits vor etwa 90.000 Jahren und damit lange vor dem Höhepunkt der Eiszeit eine frühe Form des Schneiderhandwerks. Dazu gehörten Werkzeuge wie Steinklingen, Knochenspitzen und später auch -nadeln, mit denen sich Tierhäute zuschneiden und zusammennähen ließen. Auf diese Weise war es möglich, komplexe Kleidungsstücke inklusive Unterwäsche herzustellen, die den Körper optimal umschlossen und ihn so warm hielten.

Der Neandertaler hingegen war besser an niedrige Temperaturen angepasst und benötigte während normaler Klimaphasen keine zusätzliche Kleidung, abgesehen von losen umgehängten Tierhäuten. Als dann jedoch der Höhepunkt der Eiszeit mit seinen extremen Temperaturen kam, konnten die Neandertaler nicht schnell genug reagieren: Ihnen blieb keine Zeit mehr, die notwendigen Fertigkeiten zu entwickeln. Gilligan hält es daher für wahrscheinlich, dass viele von ihnen erfroren und dass das schließlich zum Aussterben der ansonsten erfolgreichen Frühmenschen führte.

Ian Gilligan (Australische Nationaluniversität, Canberra): World Archaeology, Bd. 39, Nr. 4, S. 499

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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by Dr. Radut