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Krebs

Was Schizophrenie mit Krebs zu tun hat

Meldung vom 11.12.2007 - Bestimmte Gene erhöhen das Risiko für die psychische Erkrankung und senken die Gefahr für Tumoren

Schizophrenie und Krebs sind sozusagen zwei Seiten der gleichen genetischen Medaille: Das Risiko für beide Krankheiten wird von den gleichen Genen beeinflusst, allerdings auf genau entgegengesetzte Weise. So erhöhen einige Genveränderungen das Risiko für Schizophrenie, senken aber gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Das berichteten mehrere Wissenschaftlerteams auf einem Kongress für Neuropsychopharmakologie. "Es ist sehr eigenartig, dass eine Gehirnerkrankung, die mit sehr komplexem menschlichem Verhalten verknüpft ist, auf dem genetischen und zellulären Level so frappierende Überschneidungen mit Krebs, einer ausgesprochen verhaltensunabhängigen Störung, zeigt", fasste Daniel Weinberger vom National Institute of Mental Health die Ergebnisse zusammen.

Sowohl Krebs als auch Schizophrenie sind Krankheiten mit sehr komplexen Entstehungsmechanismen, an denen neben der genetischen Veranlagung auch Umwelteinflüsse beteiligt sind. Zudem scheint keine der beiden Krankheiten auf einzelne genetische Veränderungen zurückzuführen sein. Vielmehr sind es nach heutigem Wissensstand viele verschiedene, zum Teil noch gar nicht bekannte Gene, die zusammen das Risiko für eine Erkrankung bestimmen. Interessanterweise gibt es jedoch unter den bereits identifizierten Risikogenen einige, die sowohl mit Schizophrenie als auch mit Krebs in Verbindung gebracht wurden, berichteten die Forscher.

Die meisten dieser Gene, die unter anderem die Hirnchemie oder den Hormonhaushalt steuern, haben eines gemeinsam: Sie kommen in mehreren Formen vor, von denen jeweils eine den Stoffwechsel und damit auch die Zellteilung rasant beschleunigt, während eine andere den gegenteiligen Effekt hat und Stoffwechsel sowie Teilungsrate stark abbremst. Ersteres erhöht das Risiko einer unkontrollierten Teilung und damit einer Entartung der Zellen, letzteres vermindert es. Gleichzeitig verursacht ein verlangsamter Stoffwechsel in bestimmten Bereichen des Gehirns jedoch ein Ungleichgewicht und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, psychische Störungen wie eben Schizophrenie zu entwickeln.

Zwar helfe diese Entdeckung nicht, vorherzusagen, wer nun an Krebs oder Schizophrenie erkranken wird, betonte Weinberger. Sie erleichtere jedoch die Risikoabschätzung und werfe zudem ein neues Licht auf die Entstehungsmechanismen der Krankheiten. Damit könnte es in Zukunft möglicherweise gelingen, neue Ansätze zu finden, mit denen die jeweiligen Veränderungen rückgängig gemacht werden können, hofft der Forscher.

Daniel Weinberger (National Institute of Mental Health) et al.: Beitrag auf dem Jahrestreffen des American College of Neuropsychopharmacology, Boca Raton

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel


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by Dr. Radut