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Neurologie

Der teure Wein schmeckt besser – glauben wir

Meldung vom 14.01.2008: Gelungene Produktwerbung zeigt sich auch im Gehirn des Verbrauchers: Vermeintlich teurer Wein schmeckt Probanden besser, und das lässt sich sogar an der Hirnaktivität beobachten. 20 Probanden mussten fünf Weine probieren, was im Magnetresonanztomographen vielleicht nicht ganz so idyllisch ist, wie es sich anhört.

Das berichten Forscher in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften berichten. Bei Versuchsteilnehmern, die vermeintlich teuren Wein probierten, stieg demnach die Aktivität in einer Gehirnregion deutlich an, die über Geschmack mitentscheidet. Die Studie gebe Aufschluss darüber, auf welche Weise Werbung das Gehirn – und damit die Produktentscheidungen der Verbraucher – beeinflusse, schreiben Antonio Rangel vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Mitarbeiter.

Sie ließen 20 Probanden fünf Cabernet-Sauvignon-Weine probieren und zwar in einem Magnetresonanztomographen. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler die Aktivität des Gehirns während des gesamten Versuchs messen. Sie sagten den Versuchsteilnehmern vorab, Ziel des Versuch sei es, mehr über das Schmecken an sich herauszufinden, und dass die einzelnen Weine über die Höhe ihre Verkaufspreises unterschieden würden. Tatsächlich ließen die Forscher ihre Probanden aber nur drei verschiedene Weine verköstigen zwei davon doppelt mit jeweils unterschiedlichen Preisangaben.

Grundsätzlich beurteilten die Versuchsteilnehmer die vermeintlich teuren Weine geschmacklich besser als die günstigen. Im Gehirn zeigte sich dies durch eine höhere Aktivität im sogenannten medialen orbitofrontalen Cortex. Diese Region ist an der individuellen Beurteilung von Gerüchen, dem Geschmack von Essen oder auch von Musik beteiligt. Allein der Preis des Weines reiche aus, um die Aktivität in dieser Hirnregion zu verändern und so das individuelle Geschmacksurteil zu beeinflussen, schreiben die Wissenschaftler. Vermutlich hätten andere Angaben, welche die Erwartungen an die Produktqualität betreffen, ähnliche Auswirkungen im Gehirn, etwa Angaben zur Herkunft des Produkts, seinen Inhaltsstoffen, der Markenname oder das Qualitätsurteil eines Experten.

Zahlreiche Experimente haben bereits gezeigt, dass der Erfolg eines Produkts nicht nur von seiner Qualität bestimmt wird, sondern auch von den Erwartungen der Verbraucher und von ihrer jeweiligen Stimmung. So kommt es zum Beispiel, dass in entsprechenden Experimenten Produkte einer bestimmten Marke besser beurteilt werden als markenlose Konkurrenzprodukte auch wenn die Kennzeichnung der Produkte absichtlich gefälscht wurde. In einem Experiment wiesen Forscher sogar nach, dass allein der Preis eines Energy Drinks die Fähigkeit der Probanden mitbestimmt, Rätsel zu lösen.

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Gutes Gedächtnis dank Filter im Gehirn

Meldung vom 12.12.2007 - Schwedische Forscher haben das Geheimnis des guten Gedächtnisses gelüftet: Sie fanden eine Hirnregion, in der unwichtige von wichtigen Informationen getrennt werden. Sie schreiben, dass Menschen mit einem guten Gedächtnis mehr Hirnaktivität in den Basalganglien zeigen – selbst, wenn sie abgelenkt waren.

Die schwedischen Forscher um Torkel Klingberg nutzten ein bildgebendes Verfahren, um den Gehirnen ihrer Probanden bei der Arbeit zuzusehen. Sie stellten ihnen eine Aufgabe am PC, bei der sie auf Bilder reagieren mussten. Gelegentlich waren die Bilder mit unwichtigen Informationen versehen. Bevor ein solches Bild auftauchte, wurden die Testpersonen mit einem Tonsignal gewarnt.

Die Forscher konnten beobachten, wie nach dem Tonsignal die Aktivität in den Basalganglien und im Frontallappen der Großhirnrinde stieg. Das Gehirn, glauben sie, bereitet sich nach dem Ton darauf vor, Informationen auszusortieren. Bei den Testpersonen mit gutem Gedächtnis waren diese Hirnregionen aktiver.

Das Gedächtnis beruht auf einer Art Arbeitsspeicher, in dem wir Informationen auf Abruf speichern. Er ist zum Beispiel gefragt, wenn wir Rechenaufgaben im Kopf lösen oder uns an eine Telefonnummer erinnern. Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses, glauben die Forscher, hängt davon ab, wie gut die dort abgelegten Informationen gefiltert wurden: wer die unwichtigen Informationen außer Acht lässt, hat mehr Raum für Wichtiges.

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Das Hirn des Torwarts beim Elfmeter

Meldung vom 11.12.2007 - Erinnern Sie sich an den Spickzettel von Jens Lehmann bei der letzten Fußball-WM? Forscher haben ermittelt: Es hat geholfen, zu lesen, dass Cruz häufig nach rechts schießt und Ayala nach links unten. Die Neurobiologen erklären, wie jeder seine Reaktion verbessern kann – auch ein Affe.

Blitzschnell hechtete Jens Lehmann, Torwart der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2006, genau in die richtige Ecke und hielt zwei von vier Elfmeterschüssen der Argentinier auf sein Tor. Argentinien war besiegt, Lehmann ein Star. Welche Rolle hat dabei der Spickzettel gespielt, auf den Lehmann zwischen den Torschüssen immer mal wieder blickte? Hat es geholfen, zu lesen, dass Cruz häufig nach rechts schießt und Ayala nach links unten? Diese Frage versuchen Neurobiologen der Ruhr-Universität um Professor Klaus-Peter Hoffmann zu beantworten. Sie untersuchen den Zusammenhang zwischen Vorhersagbarkeit und der Reaktionszeit bestimmter Bewegungen steuernder Nervenzellen im Gehirn.

Ein Affe blickt auf den springenden Punkt

Wichtige Hirnstruktur für die Verarbeitung von visuellen Informationen und die Steuerung von Bewegungen ist der Colliculus Superior. Er liegt wie ein Hügelchen auf dem Dach des Mittehirns und setzt eingehende Sinneseindrücke in Bewegungen der Augen, des Kopfes, der Arme und des Rumpfs um. Unter anderem werden hier die Blicksprünge (Sakkaden) gesteuert, die wir etwa dreimal pro Sekunde ausführen. Um die Auswirkungen von Vorbereitung auf die Reaktionszeit der Nervenzellen im Colliculus Superior zu untersuchen, trainierten die Forscher einen Rhesusaffen auf ein einfaches Experiment: Er sollte einen kleinen Punkt auf einem Monitor vor ihm mit den Augen fixieren und ihm mit den Augen folgen. Der Punkt wechselte zweimal seine Position: In einer Phase sprang er immer an dieselbe, vorhersagbare Stelle, in einer Phase sprang er an wechselnde, unvorhersagbare Orte.

Reaktionszeit verkürzt sich deutlich

Die Forscher beobachteten während dieses Experiments die Augenbewegungen des Affen und maßen die Aktivität seiner Hirnzellen im Colliculus Superior. Es zeigte sich, dass die Zeitverzögerung, mit der das Auge dem Punkt folgt, bei vorhersagbaren Sprüngen deutlich kürzer war als bei unvorhersagbaren: Sie verkürzte sich von durchschnittlich 223 auf 165 Millisekunden. Wenn der Affe sowohl wusste, wohin, als auch wann der Punkt springen würde, war die Reaktionszeit besonders kurz, und auch die Nervenzellaktivität im Colliculus Superior unterschied sich deutlich von der bei unvorhersagbaren Sprüngen.

Die Vorbereitung durchs Spicken hat Jens Lehmann also tatsächlich helfen können.

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by Dr. Radut