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Psychologie

Studie: Erkenntnisse der Psychologie sind verfälscht

Meldung vom Freitag, 2. Juli 2010  - Nicht alle Menschen sind so wie US-amerikanische Studenten. Und deshalb sollten Wissenschaftler mehr Sorgfalt walten lassen, wenn sie für ihre Studien Probanden auswählen. Die University of British Columbia warnt, dass Forschungsergebnisse nicht einfach auf die weltweite Bevölkerung übertragen werden können. Die Forscher untersuchten, woher die Teilnehmer von Studien im Bereich der Psychologie stammten - und von denen leiteten Wissenschaftler schließlich ihre Erkenntnisse ab: 96 Prozent kamen aus westlich geprägten Staaten, deren Bevölkerung nur gut ein Zehntel der weltweiten stellt. Rund 70 Prozent waren US-Amerikaner, zudem handelte es sich sehr oft um Studenten. Die Forscher wiesen deshalb daraufhin, dass sich gut ausgebildete Menschen aus reichen, demokratischen Industrieländern sich durchaus anders benähmen als jene im Rest der Welt.

Quelle: DRadio Wissen

Wie der Charakter das Konzept von "oben" und "unten" prägt

Meldung vom 08.03.2008 - Dominante Menschen erfassen vertikale Anordnungen schneller als schüchterne

Wer sich für dominant hält, besitzt gegenüber zurückhaltenden Menschen einen Vorteil in der Wahrnehmung von oben und unten. Das ergab eine Studie an der amerikanischen Staatsuniversität von North Dakota in Fargo. Probanden mit dominantem Temperament schnitten in Reaktionstests bei vertikalen Reizen besser ab als schüchterne Testpersonen. Ob die Testperson männlich oder weiblich war, erwies sich in der Studie der amerikanischen Psychologin Sara Moeller dagegen als unerheblich.

In den Tests saßen die Probanden vor einem Bildschirm und mussten durch Tastendruck auf Zeichen reagieren, die auf dem Monitor eingeblendet wurden. Um dominantes Verhalten zu messen, stellten die Wissenschaftler den Probanden nach dem Reaktionstest Fragen, in denen sie Beschreibungen ihrer Person bewerten mussten. Die Teilnehmer konnten auswählen, ob sie Aussagen wie "Ich möchte das Gespräch kontrollieren" oder "Ich setze meinen Willen gegenüber anderen durch" als zutreffend oder nicht empfanden. Auf Basis von 21 derartigen Fragen bewerteten die Forscher die Dominanz einer Person.

Lagen die Zeichen bei dem Test am Monitor auf einer Achse von rechts nach links, so ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen dominanten und zurückhaltenden Persönlichkeiten, zeigte die Auswertung. Waren sie dagegen am oberen oder unteren Bildschirmrand lokalisiert, also auf einer vertikalen Achse, so reagierten die dominanten Testpersonen merklich schneller als die übrigen Probanden.

In ihrer Arbeit sieht Moeller auch eine Bestätigung von Theorien, die von einer engen Verknüpfung von abstraktem Denken und konkreter sinnlicher Wahrnehmung ausgehen. Demnach neigen Menschen dazu, wenn es um unkonkrete Begriffe wie Macht oder Dominanz geht, auf Metaphern zurückzugreifen und abstrakte Begriffe mit wahrnehmbaren Erfahrungen zu verknüpfen. Umgekehrt prägen jedoch auch die bevorzugten Denkkategorien die Wahrnehmung.

Sara Moeller (Staatsuniversität North Dakota) et al.: Psychological Science, Band 19, Heft 4

wissenschaft.de – Markus Zens

 

 

Gene fürs Glück

Meldung vom 06.03.2008 - Zufriedenheit basiert zum Teil auf erblichen Faktoren

Glück und Wohlbefinden liegen zum Teil auch in den Genen: Die Persönlichkeit eines Menschen und die Fähigkeit, Glücksgefühle zu empfinden, haben eine genetische Grundlage, haben amerikanische Forscher nachgewiesen. Die Persönlichkeit bildet nach Ansicht der Psychologen um Alexander Weiss von der Universität in Edinburgh den Rahmen, in dem sich Glück entfalten kann und in dem auch Rückschläge abgefedert werden. Neben dem Persönlichkeitsprofil spielen aber auch äußere Faktoren wie die Gesundheit und die Zufriedenheit mit Job und Beziehung eine Rolle für das Glücksempfinden.

Die Forscher untersuchten rund 1.000 Zwillingspaare und bewerteten mit Fragebögen zunächst das persönliche Glücksniveau. Sie fragten, wie zufrieden die Teilnehmer derzeit seien, wie frei sie sich derzeit fühlten und wie zufrieden sie mit ihrem Leben insgesamt seien. Außerdem erstellten sie für jeden Probanden ein Persönlichkeitsprofil mit Hilfe einer standardisierten Methode, die fünf Merkmale erfasst: die emotionale Stabilität, den Grad der Extrovertiertheit, die Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen, die Verträglichkeit im Umgang mit anderen Menschen sowie die Gewissenhaftigkeit.

Mit statistischen Methoden konnten die Forscher zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Persönlichkeitsprofil und dem Glücksempfinden der Probanden gab. Beide hätten eine gemeinsame genetische Grundlage, berichten die Forscher. Aus der Zwillingsstudie geht allerdings nur hervor, dass es einen erblichen Zusammenhang gibt. Die verantwortlichen Gene können die Wissenschaftler damit nicht entdecken.

Die Forscher sehen mit ihrer genetischen Studie die psychologische Theorie bestätigt, wonach die Glücksgefühle eines Menschen auch von dessen Persönlichkeit abhängen. Diese bildet gewissermaßen den Rahmen, in dem sich Glück ereignet. Außerdem stellt die Persönlichkeit die Ressourcen zur Verfügung, um mit Rückschlägen im Leben zurechtzukommen.

Alexander Weiss (Universität Edinburgh) et al.: Psychological Science, Band 19, S. 205

wissenschaft.de – Martin Schäfer


Ostdeutsche spüren Ungerechtigkeit stärker

Meldung vom 03.03.2008 - Ostdeutsche haben nach Einschätzung von Jenaer Sozialwissenschaftlern mehr Gespür für soziale Ungerechtigkeit als Westdeutsche. Ihre Stimmungen könnten deshalb als sozialpolitisches Frühwarnsystem dienen, sagt Soziologe Hartmut Rosa. Die "Wessis" wiederum haben den pragmatischeren Blickwinkel aufs System.

"Die Ostdeutschen sind immer noch deutlich von den sozialistischen Idealen geprägt - sie wenden sie aber unabhängig vom bestehenden politischen System an. Dadurch haben sie einen ausgeprägteren Sinn für Gerechtigkeit und Gleichheit." Rosa gehört zu rund 50 Experten in Halle und Jena, die seit sieben Jahren die Entwicklung der ostdeutschen Gesellschaft nach 1990 erforschen. "Viele Ostdeutsche haben durch ihre Erfahrungen eine Angst entwickelt, sich noch einmal vollständig in ein politisches oder wirtschaftliches System fallen zu lassen", erläuterte Rosa die Ergebnisse von Befragungen in Ost und West. "Sie sind dadurch sehr viel kritischer."

Menschen in den neuen Bundesländern orientierten sich an sehr viel allgemeineren moralischen Vorstellungen. Sie hätten dadurch eher die Fähigkeit, reale wirtschaftliche und politische Zustände mit abstrakten Idealen zu vergleichen. "Westdeutsche haben tendenziell den viel pragmatischeren Blickwinkel auf das System."

Nach Ansicht der Forscher gibt es im Osten eine zunehmende Kluft zwischen Bürgern und Führungseliten. "Kurz nach der Wende haben die Eliten versucht, die alten Lösungsmuster fortzuführen und etwa Arbeitsplätze aus Solidarität entgegen jeglichem ökonomischem Kalkül erhalten."

Als dies fehlschlug, wurden schnell "westliche Leitbilder" übernommen. Das habe bei den Bürgern zu Enttäuschungen geführt. "Dies zeigt sich heute an vielen empirischen Befunden wie der Politikverdrossenheit, der Schwächung der Volksparteien und dem Erfolg der Parteien an den äußeren Spektren."

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Warum Mäuse und Menschen Autisten werden

Meldung vom 24.01.2008 - Ein Gendefekt hat bei Mäusen Symptome von Autismus hervorgerufen. Die Nager interessierten sich nach der Veränderung von nur einem Gen fortan nicht mehr für ihre Mitmäuse. Gedächtnis und die Fähigkeit, zu lernen, waren nicht eingeschränkt. Nun wollen die Forscher auf die Suche nach einer Therapie gehen.

Göttinger Forscher haben bei Mäusen Autismus-Symptome ausgelöst. Durch die Veränderung eines einzelnen Gens hätten sie die beiden Hauptmerkmale der Erkrankung bei Mäusen nachbilden können, schreiben die Forscher in einem Artikel für das amerikanische Fachmagazin PNAS. Das Besondere daran sei, dass eben dieser Gendefekt auch beim Menschen Autismus auslöse, erklären sie. Sie hofften, damit einer Behandlung näher zu kommen.

Die Folgen der Mutation ähneln sich demnach bei Mäusen und Menschen frappierend. Die Forscher stellten fest, dass die Nagetiere sich kaum noch für ihre Artgenossen interessierten. „Nicht mehr als für unbelebte Gegenstände“, sagte Nils Brose, einer der Forscher. Außerdem kommunizierten sie auch akustisch weniger mit Artgenossen. Setze man dies mit einem eingeschränkten Spracherwerb gleich, so habe man die beiden Kardinalsymptome des Autismus.

Mäuse und Menschen mit der Mutation bilden kein oder zu wenig Neurolingin-4, ein Eiweiß, das an der Signalübertragung zwischen Nervenzellen beteiligt ist. Fehle es, so sei die Übertragung gedämpft, erklärte Brose. Die Störung wirke sich bei praktisch allen Nervenzellen aus, sei allerdings so subtil, dass robuste Prozesse wie Sehen, Hören oder Riechen normal abliefen. Auch Gedächtnis und Lernfähigkeit der Mäuse seien – so weit man das beurteilen könne – nicht eingeschränkt. Bei komplexen Prozessen, wie dem Sozialverhalten, wirke sich die Störung aber anscheinend aus, sagte der Forscher. Es sei überraschend, dass eine so allgemeine Ursache so spezielle Folgen habe.

Seltenes Tiermodell

Mit Hilfe der Mäuse wollen die Forscher jetzt auf die Suche nach Therapieansätzen gehen. Gerade bei psychiatrischen Erkrankungen sei es sehr selten, dass man ein solches Tiermodell habe, an dem man Theorien und Therapien ausprobieren könne, sagte Brose. Für die Entwicklung einer Behandlung sei das ein enormer Vorteil.

Bisher gebe es keine medikamentöse Therapie für Autismus. Für die spezielle Störung sei so etwas aber durchaus denkbar. Als nächstes wollen es die Göttinger Wissenschaftler aber mit einer Gentherapie versuchen. Sie wollen herausfinden, ob sie den Mäusen das Neurolingin-4-Gen zurückgeben können und ob dies eine Heilung oder Verbesserung bewirke, wenn die Autismus-Symptome erst einmal ausgebrochen seien.

Der Defekt am Neurolingin-4-Gen und ihm ähnliche Mutationen machen nach Bros' Angaben etwa ein Zwanzigstel aller Autismus-Erkrankungen aus. Etwa jedes drei- bis viertausendste Kind wäre demnach davon betroffen.

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by Dr. Radut