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Sucht

Suchtkranke haben kleineres Belohnungszentrum im Gehirn

Meldung vom Dienstag, 15. März 2011 - Das Hirn bestimmt das Bewusstsein. So weisen zum Beispiel Suchtkranke eindeutige Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns auf. Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in San Diego haben 75 Alkohol abhängige Männer und Frauen untersucht, die sich einer Therapie unterzogen. Alle hatten eine deutlich kleinere Großhirnrinde als die Kontrollgruppe - und bei jenen, die innerhalb von 12 Monaten rückfällig wurden, war außerdem der Bereich des Hirns, der für die Belohnung verantwortlich ist, kleiner. Und zwar umso kleiner, je schwerer der Rückfall war. Die Forscher verweisen darauf, dass es zwar zahlreiche psychologische und soziale Untersuchungen von Rückfall-Patienten gebe, dass aber die Rolle, die das Gehirn dabei spiele, noch nicht eingehend unterucht wurde. Sie erhoffen sich durch hirnbiologische Untersuchungen Hinweise darauf, wie Suchtkranke künftig besser behandelt und Rückfälle vermieden werden können.

Quelle: DRadio Wissen

 

 

Zigaretten sind mit harten Drogen vergleichbar

Meldung vom 05.03.2008 - Nikotin hat ähnliche Auswirkungen auf das Gehirn wie sogenannte harte Drogen. In einer Studie belegen Forscher, dass Rauchen dann auch ähnlich gefährlich ist wie der Konsum von Alkohol, Kokain, Heroin oder Amphetaminen. Für die Untersuchung ließen sich die Probanden sogar auf Entzug setzen.

Raucher weisen in der Funktion des Dopamin-Systems im Gehirn ähnliche Defizite auf wie andere Suchtkranke. Das haben Mainzer, Aachener und Dresdner Wissenschaftler durch eine Positronen-Emissions-Tomographie (kurz: PET) herausgefunden. Die Studie zeigt, dass die neurobiologischen Auswirkungen von Nikotin sich denen von Alkohol, Kokain, Heroin oder Amphetamin ähneln. Bislang wurde nicht davon ausgegangen, dass Nikotin die gleichen neurobiologischen Folgen hat wie die so genannten harten Drogen. Diese Annahme widerlegen die Wissenschaftler in ihrer Studie.

Die Forscher untersuchten den Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn von insgesamt 17 starken Rauchern und verglichen die Ergebnisse mit denen von insgesamt 21 Nichtrauchern. Der Grund: Nikotin setzt, genau wie Alkohol oder andere Drogen, in einem Teil des Mittelhirns den Botenstoff Dopamin frei – umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet. Rezeptoren auf der Oberfläche von Nervenzellen binden Dopamin und werden in die Zelle geschleust. Bei chronischem Nikotinkonsum kann sich durch eine dauerhaften Dopamin-Freisetzung die Dichte der Rezeptoren verändern.

So zeigt die Studie, dass in einem Teil des Gehirns die Verfügbarkeit bestimmter Dopamin-Rezeptoren bei den Rauchern gegenüber den Nichtrauchern stark verringert ist. Eine ähnlich niedrige Rezeptorverfügbarkeit in diesem Teil des Gehirns tritt auch bei Patienten auf, die alkohol-, kokain-, heroin- oder amphetaminabhängig sind.

Eine niedrige Verfügbarkeit von Dopamin-Rezeptoren in bestimmten Bereichen verschlechtert die natürliche Dopamin-Wirkung. "Dieses Muster ist auch von Patienten mit anderen Suchterkrankungen bekannt", erläutert der Erstautor der Studie, Dr. Christoph Fehr. "Dies ist ein Beleg dafür, dass Rauchen eine dem Alkohol- oder Drogenmissbrauch vergleichbare Sucht ist."

In anderen Teilen des Gehirns stellten die Wissenschaftler keine Unterschiede in der Dopamin-Rezeptorverfügbarkeit zwischen Rauchern und Nichtrauchern fest. Die starken Raucher wurden zudem insgesamt zweimal untersucht - einmal unmittelbar nach dem Rauchen, also unter Konsumbedingungen, ein anderes Mal 24 Stunden nach der letzten Zigarette, also unter Entzugsbedingungen. "Auch hier konnten wir keine Unterschiede feststellen - die niedrige Verfügbarkeit war auch unter Entzugsbedingungen noch gegeben", sagt Fehr und erklärt weiter: "Wenn diese niedrige Verfügbarkeit noch länger anhält, wäre dies eine mögliche Erklärung, warum es Rauchern so schwer fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Denn eine anhaltende Unterfunktion des Dopamin-Systems scheint ein charakteristische Merkmal für Abhängigkeit und Rückfallrisiko bei einer Suchterkrankung zu sein."

Zur Originalnachricht auf welt.de





Warum nicht jeder aus Schaden klug wird

Meldung vom 07.12.2007 - Forscher: Menschen mit bestimmter Genvariante lernen schlechter aus Fehlern

Die Anfälligkeit für Suchterkrankungen könnte zumindest bei bestimmten Menschen auf die Unfähigkeit zurückgehen, aus Fehlern zu lernen. Das legen die Ergebnisse einer Studie deutscher Forscher nahe, die die Konsequenzen einer beeinträchtigten Verarbeitung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn bei insgesamt 26 Freiwilligen untersucht haben. Demnach fällt es Trägern einer bestimmten Genvariante, die das Gehirn unempfindlicher für Dopamin macht, überdurchschnittlich schwer, aus negativen Folgen ihres Handelns zu lernen und ihr Verhalten entsprechend zu verändern. Die gleiche Genvariante war bereits in früheren Studien mit einer Neigung zu Suchtstörungen in Verbindung gebracht worden.

12 der 26 Teilnehmer der Studie trugen eine Genvariante namens DRD2-TAQ-A1, kurz A1, in ihrem Erbgut. Sie führt dazu, dass im Gehirn die Dichte der Andockstellen für den Botenstoff Dopamin um bis zu 30 Prozent verringert ist. Diese genetische Ausstattung geht laut früherer Studien mit einer erhöhten Anfälligkeit für Alkohol-, Nikotin- und Opiatabhängigkeit sowie einer höheren Wahrscheinlichkeit für starkes Übergewicht einher. Wissenschaftler vermuten daher, dass sie die Träger irgendwie unempfindlich gegenüber den negativen Konsequenzen selbstzerstörerischer Verhaltensweisen macht – möglicherweise, weil sie ein generelles Defizit beim Lernen aus Fehlern verursacht.

Um diese These zu testen, sollten die Probanden in der neuen Studie lernen, abstrakte Symbole mit positiven oder negativen Folgen zu verbinden. Einige der Zeichen waren dabei mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit einer negativen Konsequenz kombiniert, andere mit einer sehr niedrigen. Zusätzlich wurde die Gehirnaktivität der Testteilnehmer während des Tests mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie überwacht. Dabei zeigte sich, dass die A1-Träger weniger schnell als die Vergleichsgruppe lernten, die Symbole mit den negativen Konsequenzen zu meiden. Das ging mit einer deutlich reduzierten Aktivität in einem Netzwerk von Gehirnarealen einher, das für die Überwachung der Resultate bestimmter Handlungen und die möglicherweise erforderliche Anpassung des Verhaltens zuständig ist.

Eine Veränderung im Dopaminsignalweg führt demnach auch zu einer Veränderung bei der Verarbeitung eines negativen Feedbacks, so die Forscher. Dopamin spielt damit eine Schlüsselrolle bei der Steuerung des Überwachungs-Mechanismus. Beeinträchtigt ist jedoch lediglich die Lernfähigkeit nach negativen Erfahrungen und nicht die Reaktion selbst, betonen die Wissenschaftler. Die Ergebnisse könnten in Zukunft helfen, bessere Behandlungsansätze für Sucht- und Zwangsstörungen zu entwickeln.

Tilmann Klein (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig) et al.: Science, Band 318, Seite 642

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel


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