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Die Spur der Sternschnuppen

Meldung vom 09.01.2008 - Forscher verfolgen Meteorschauer mit dem Flugzeug

Der stärkste Meteorschauer des Jahres, die Quadrantiden, ist durch eine gewaltige Explosion im Jahr 1490 entstanden. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam vom Ames Research Center der Nasa, das das Ereignis am 4. Januar neun Stunden lang vom Flugzeug aus beobachtet hat, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Die Quadrantiden sind eine Wolke aus kosmischen Trümmern, die die Erde regelmäßig Anfang Januar durchquert. Bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde sind während des Höhepunktes des Meteorschauers zu sehen – allerdings nur für Beobachter im hohen Norden. Anders als die meisten anderen Meteorschauer konnten die Astronomen den Quadrantiden lange keinen aktiven Kometen zuordnen, dessen Schweif die Staubwolke speist. Erst 2003 entdeckte der amerikanische Forscher Peter Jenniskens den Himmelskörper 2003 EH_1 in einer passenden Umlaufbahn.

Allerdings ist dieses Objekt wahrscheinlich nicht die Mutter der Quadrantiden, sondern ebenfalls nur ein Bruchstück eines wesentlich größeren Kometen, der vor gut 500 Jahren zerfiel, fand der Forscher nach eingehender Analyse der Eigenschaften des Meteorschauers heraus. Die Bahn der Quadrantiden liegt im Einflussbereich des Riesenplaneten Jupiter. Die Staubwolke müsste daher allmählich durch dessen Schwerkraft auseinandergerissen werden und sich von Jahr zu Jahr verändern. Da der Höhepunkt des Schauers nur wenige Stunden dauert und damit zeitlich relativ eng begrenzt ist, schloss Jenniskens, dass die Entstehung der Staubwolke nicht länger als 500 Jahre zurückliegen kann. Tatsächlich beobachteten Astronomen in China, Japan und Taiwan im Jahr 1490 einen hellen Kometen auf einer passenden Bahn.

Andere Forscher entwerfen allerdings ein anderes Szenario: Den slowakischen Astronomen Zuzana Kanuchová und Lubos Neslusan zufolge entstand ein erheblicher Teil des Meteorschauers bereits vor einigen tausend Jahren. Die beiden halten es auch für möglich, dass nicht 2003 EH_1, sondern der Komet 96p/Machholz Urheber des Schauers ist.

Jenniskens hatte vor den diesjährigen Quadrantiden eine Vorhersage gewagt, zu welcher Uhrzeit der Schauer seinen Höhepunkt erreichen sollte, wenn er tatsächlich durch ein Ereignis im Jahr 1490 entstanden ist. Die erste Analyse der Flugzeugmessungen, bei denen insgesamt 846 Sternschnuppen gezählt wurden, bestätigten Jenniskens Vorhersage. Die endgültige Auswertung der Videoaufnahmen könnte womöglich Hinweise darauf ergeben, was die kosmische Explosion verursachte, hoffen die Forscher.

Zuzana Kanuchová und Lubos Neslusan (Slovak Academy of Sciences, Tatranská Lomnica): Astronomy & Astrophysics, Band 470, S. 1123

wissenschaft.de - Ute Kehse



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