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Wenig Verantwortung macht Jugendliche rebellisch

Meldung vom 02.01.2008 - Als Kinder waren sie noch lieb. Als Teenager rasten sie aus. Das Phänomen der jugendlichen Rebellion ist eine Erfindung der westlichen Moderne und nur selten in anderen Gesellschaften zu finden. Der Grund dafür: die lieben Kleinen sind einfach zu gut behütet.

Rebellisches Verhalten während der Pubertät ist keineswegs ein unausweichliches Schicksal, weil es biologischer Natur und genetisch festgelegt wäre. Denn es tritt fast nur bei modernen westlichen Teenagern auf, wie der US-Verhaltensforscher Robert Epstein in der Zeitschrift „Gehirn & Geist“ berichtet. Jugendliche Rebellion sei eine Erfindung der westlichen Moderne und kein generelles Phänomen.

Untersuchungen von Teenagern in insgesamt 186 verschiedenen Kulturen ergaben, dass asoziales Verhalten und psychische Störungen in anderen Gemeinschaften viel seltener vorkommen. Ein Hauptgrund laut Epstein: In anderen Gesellschaften verbringen die Jugendlichen ihre meiste Zeit zusammen mit Erwachsenen statt mit Gleichaltrigen und bekommen schon früh Verantwortung übertragen.

Aufruhr bei westlichen Jugendlichen sei das Ergebnis einer künstlichen Verlängerung der Kindheit weit über das Einsetzen der Pubertät hinaus. Im Lauf des letzten Jahrhunderts sei die Jugend mehr und mehr infantilisiert worden.

Zudem werde heute, so der Wissenschaftler, der Verhaltensspielraum von Teenagern durch unzählige Regeln eingeschränkt. Was als notwendiger Schutz etwa vor ausbeuterischer Kinderarbeit begonnen habe, blockiere Jugendliche inzwischen. Psychische Probleme träten aber umso häufiger auf, je stärker Jugendliche auf diese Weise entmündigt würden. Was ihnen heute fehle, sei die Chance, Verantwortung zu übernehmen und sich zu bewähren – auch im Alltag, etwa nach dem Motto: Wer einkauft und kocht, darf auch bestimmen, was es zu essen gibt.

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