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Wie Gefangene die Hackordnung festlegen

Meldung vom 17.12.2007 - Menschen vergleichen sich mit anderen und versuchen zu ermitteln, auf welcher Sprosse der sozialen Leiter sie selbst stehen. Das ist auch im Gefängnis so, hat jetzt ein amerikanischer Wissenschaftler festgestellt. Allerdings ziehen Statussymbole wie Autos oder Schmuck nicht.

"Menschen wollen sich immer mit anderen messen", erklärt Brian Colwell von der University of Missouri im Fachblatt "Social Psychology Quarterly". "Aber im Gefängnis jemandem einen höheren oder niedrigeren Sozialstatus zuzuschreiben und diese Bewertungen anderen mitzuteilen, könnte zu Problemen führen. Man darf selbst nicht unterwürfig erscheinen, und man sollte auch nicht versuchen, andere klein zu machen. Man hat im Gefängnis das Interesse, sich einigermaßen zu behaupten. Aus diesem Grund spielt Respekt eine große Rolle, damit Konflikte vermieden werden. Respekt biete die Möglichkeit, jemanden als Person zu ehren, aber dies nicht deshalb zu tun, weil jemand etwa ein besserer Mensch wäre."

Colwell hat seine Erkenntnisse aus den Befragungen von 131 Gefangenen aus 16 kalifornischen Gefängnissen gesammelt. "Es geht eine ganze Menge im Gefängnis", sagt Brian Colwell. "Das Gefängnis ist keine außerirdische Welt", sagt er. "Das Gefängnis ist vielmehr ein Mikrokosmos, in dem es ständig Auseinandersetzungen gibt. Es ist eine Gesellschaft von Eingeschlossenen, aber deren Dynamik ist auch relevant in Bezug darauf, wie Menschen in streitbaren sozialen Umfeldern miteinander umgehen."

Vor diesem Hintergrund bewertet Colwell auch Gewalt neu. Gewalt diene demnach nicht einfach der Durchsetzung einer Hackordnung. Manchmal entstehe sie gerade daraus, dass man seine eigene Identität verstärken möchte.

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