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Wie Raucher Aktien kaufen

Meldung vom 03.03.2008 - Entscheidungsprozesse laufen bei Rauchern anders ab als bei Nichtrauchern

Raucher denken anders als Nichtraucher: Sie lassen die Konsequenzen alternativer Handlungen in ihren Entscheidungen unberücksichtigt. Zündet sich ein Raucher also den Glimmstängel an, so wird diese Entscheidung dadurch begünstigt, dass seine Denkprozesse die gesündere Alternative, nicht zu rauchen, systematisch ausblenden. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse amerikanischer Forscher um Read Montague vom Baylor-College in Houston aus Verhaltensexperimenten mit Rauchern. Sie vermuten, dass diese Unfähigkeit, die Konsequenzen von alternativen Handlungen angemessen zu berücksichtigen, für viele Suchterkrankungen charakteristisch ist. Durch ein Verständnis dieser Denk- und Verhaltensprozesse können neue therapeutische Ansätze entwickelt werden.

Die Forscher untersuchten 31 Raucher und Nichtraucher während eines Verhaltensexperiments, in dem diese eine Summe von 100 Dollar in Aktienpaketen anlegen konnten. Nach dem Einsatz offenbarten die Forscher die Kursentwicklung. Sie zeigten den erzielten Gewinn, wiesen aber auch auf den entgangenen Gewinn hin, wenn die Probanden die optimale Anlegealternative gewählt hätten. In einer statistischen Auswertung vieler Anlegerunden stellten die Forscher fest, dass Nichtraucher diese Differenz von realem Gewinn und nicht erreichtem Gewinnmaximum in ihrer Anlegestrategie berücksichtigten. Sie lassen damit die Konsequenzen alternativer Handlungen in ihren Entscheidungsprozess einfließen. Bei Rauchern hingegen war dies nicht der Fall.

Verblüffenderweise zeigten Gehirnscans der Probanden mit dem funktionalen Magnetresonanztomographen, dass sowohl Raucher als auch Nichtraucher während des Anlegespiels über Informationen zu Handlungsalternativen und deren Konsequenzen verfügen. In den weiteren Entscheidungsprozessen ignorieren Raucher dies allerdings. Die Forscher vermuten, dass dieser Verdrängungsmechanismus mit dazu beiträgt, dass Raucher und andere Suchtkranke an ihrer Droge hängen bleiben.

Read Montague (Baylor-College, Houston) et al.: Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn2067

wissenschaft.de – Martin Schäfer




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