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Ausbreitung resistenter Tuberkulose befürchtet

Meldung vom 01.02.2008 - Experten warnen vor der Ausbreitung resistenter Tuberkulose-Erreger auch in Deutschland. Einige Stämme seien inzwischen gegen zahlreiche Antibiotika resistent und damit kaum noch behandelbar. Die gefährlichen Erreger kommen aus Osteuropa, wo sie teils flächendeckend Fuß gefasst haben.

Ärzte warnen vor der Ausbreitung resistenter Tuberkulose-Erreger. Besonders gefährlich seien extensiv resistente Formen, die kaum noch zu behandeln seien, berichteten Experten vor der Jahrestagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin (NWGIM), die an diesem Freitag in Hamburg beginnt.

Schätzungen gehen von 80 bis 100 Fällen dieser multiresistenten Tuberkulose jährlich in Deutschland aus. Bei zwei bis drei Patienten handele es sich um die besonders gefährlichen, extensiv multiresistenten Fälle. Insgesamt hat das Robert Koch-Institut im vergangenen Jahr 4951 Tuberkulosefälle in Deutschland registriert.

„Extensiv resistente Stämme sind auf dem Vormarsch, vornehmlich aus Osteuropa, wo sie schon seit Jahren für eine alarmierend hohe Anzahl von Erkrankungen verantwortlich sind“, sagte Tagungsleiter Prof. Ulrich Fölsch am Donnerstag. „Wir können nicht abwarten, bis sie flächendeckend Fuß fassen. Es bedarf konzertierter Aktionen, um dieser Herausforderung zu begegnen.“

Der Leiter des Fachkrankenhauses für Lungenerkrankungen Infektionen und Allergien am Forschungszentrum Borstel (Schleswig- Holstein), Prof. Peter Zabel, kritisierte Versäumnisse in der Vergangenheit. „Die Entwicklung diagnostischer Methoden zur Resistenztestung sowie neuer Präparate zur Therapie der Tuberkulose wurden in den vergangenen Jahrzehnten unzureichend unterstützt.“ Die behandelnden Ärzte müssten Patienten schnell diagnostizieren und resistente Stämme rasch untersuchen können. „Dazu fehlen aber die Werkzeuge.“ Diagnose- und Testmethoden müssten weiter mit Priorität entwickelt werden. Ebenso dringend sei die Entwicklung neuer Substanzklassen, um allen Patienten eine Chance auf effektive Behandlung in Aussicht stellen zu können.

Nach Zabels Überzeugung müssen Ärzte die Tuberkulose wieder als bedrohliche Krankheit wahrnehmen, die nicht mehr in jedem Fall nach Standardmustern behandelt werden kann. „In Zukunft wird es immer öfter darauf ankommen, die Tuberkulose beim einzelnen Patienten daraufhin zu untersuchen, welche Medikamente noch wirksam seinkönnen.“

Die Teilnehmer der 134. Jahrestagung der NWGIM treffen sich am Freitag und Samstag in der Handelskammer Hamburg. Neben der Tuberkulose stehen auch Themen aus Onkologie und Kardiologie auf dem Programm.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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