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Globale Midlife-Crisis

Meldung vom 30.01.2008 - In mittleren Lebensjahren fallen Menschen in ein Stimmungstief

Lebensfreude und Wohlbefinden der Menschen erreichen im vierten Lebensjahrzehnt einen Tiefpunkt: Dann treten Depressionen statistisch gesehen am häufigsten auf. In den Lebensabschnitten davor und danach fühlen sich die meisten Menschen mental besser. Bildlich gesprochen folgt die Lebensfreude über die Jahre gesehen der Form eines "U". Dies gilt für Menschen von Norwegen bis Argentinien und von den USA bis China. Britische und amerikanische Forscher um Andrew Oswald von der Universität von Warwick haben diese U-Form in Untersuchungsdaten von 72 Ländern gefunden. Die Gründe hinter dieser globalen Veränderung der Befindlichkeit sind allerdings unklar.

Die Forscher werteten statistische Erhebungen in 72 Ländern aller Kontinente aus. Zwei Millionen Menschen wurden erfasst, ein Großteil davon Nordamerikaner und Westeuropäer. Oswald und sein Team schauten besonders auf den mentalen Gesundheitszustand der Menschen. Zu ihrer Überraschung fanden sie in den Daten eine deutliche U-Kurve für das Wohlbefinden: Zu Beginn und Richtung Ende ihres Lebens sind die Menschen glücklicher. In der Lebensmitte fühlten sich die Menschen elender. In Westeuropa war beispielsweise in Großbritannien der Tiefpunkt bei 44 Jahren für Männer und Frauen erreicht. In den USA lag er für Frauen bei 40 Jahren und für Männer bei 50 Jahren.

Das Abgleiten in die depressivere Lebensphase in den 40ern ist ein langsamer Prozess, sagen die Forscher. Es geschehe nicht in einem einzigen Jahr. In den 50ern rappeln sich die Menschen wieder auf. Wenn sie körperlich fit sind, können sich 70-Jährige genauso gut und glücklich fühlen wie 20-Jährige, erklärt Oswald.

Die Forscher fanden die U-förmige Befindlichkeitskurve bei Menschen in allen Ländern. Da Kinderzahl, Scheidungen, Jobwechsel und Einkommen keine Rolle spielen, glauben die Forscher, dass die prekäre Stimmungslage in der mittleren Lebensphase zur Natur des Menschen gehöre. Wenn Menschen wissen, dass das Stimmungstief in mittleren Jahren ganz normal ist, kommen sie besser durch, hoffen die Forscher.

Mitteilung der Warwick-Universität

wissenschaft.de – Martin Schäfer




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