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Regenwald wird rasanter denn je vernichtet

Meldung vom 24.01.2008 - Ausmaß und Geschwindigkeit der Zerstörung sind schwindelerregend: Die innerhalb der letzten fünf Monate vernichtete Fläche der "grünen Lunge der Erde" entspricht der dreifachen Fläche des Saarlandes. Nie zuvor hat es eine solche Abholzungsrate gegeben – das beweisen Satellitenaufnahmen.

Die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes hat im vergangenen Jahr drastisch zugenommen: Allein von August bis Dezember sind rund 3.300 Quadratkilometer Regenwald vernichtet und für den Anbau von Soja oder die Aufzucht von Rindern genutzt worden, wie es in einem Bericht des brasilianischen Umweltministeriums hieß.

Beamte im Umweltministerium erklärten Medienberichten zufolge jedoch, dass die Satellitenbilder noch weiter ausgewertet würden und schlimmstenfalls mit einer Fläche von bis zu 7.000 Quadratkilometern zu rechnen sei. Die allein in der zweiten Jahreshälfte vernichtete Waldfläche ist größer als das Saarland. 2006 hatte sich die Abholzung des weltweit größten Regenwaldes noch verlangsamt.

Vor allem in der Provinz Mato Grosso nahm die Abholzung aber wieder zu. Dort befinden sich auch die wichtigsten Soja-Anbaugebiete Brasiliens. Hinter den USA ist das südamerikanische Land weltweit der zweitgrößte Soja-Produzent.

„Nie zuvor hatten wir zu dieser Jahreszeit solch eine große Zerstörungsrate festgestellt“, staunte Gilberto Camara, Leiter des für die offiziellen Messungen zuständigen „Nationalen Instituts für Weltraumforschungen“ (INPE), dessen Satellitenbilder das Ausmaß der Zerstörung zeigen. Von „extrem Besorgnis erregenden Zahlen“ sprach der Exekutivsekretär im Umweltministerium, José Capobianco.

Als mögliche Erklärung nannte Umweltministerin Silva die gestiegenen Weltmarktpreise für Exportagrarprodukte, vor allem die Ausdehnung der Fläche für den Anbau von Sojabohnen. Knapp 54 Prozent der Entwaldung entfällt allein auf den Bundesstaat Mato Grosso, gefolgt von Pará und Rondonia. Die drei Bundesstaaten sind typische Vieh- und Sojaproduzenten. Experten vermuten zudem einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Waldfläche und der Unterstützung der Regierung für die Produktion von Biodiesel aus pflanzlichen Rohstoffen.

In den vergangenen fünf Jahren wurden nach Berechnungen der Umweltstiftung WWF im Amazonasgebiet jede Minute mindestens 4,5 Fußballfelder Regenwaldfläche vernichtet. Aus der Zerstörung der größten Tropenwälder der Erde, in Südamerika, in Südostasien und im Kongobecken in Afrika, resultiert nach ihren Angaben bis zu ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen auf der Welt.

Seit 1970 verlor der Amazonasurwald bereits knapp 700.000 Quadratkilometer. Das entspricht nahezu der zweifachen Ausdehnung Deutschlands. Das größte Urwaldgebiet der Erde im Tiefland des Amazonas umfasst heute noch rund sechs Millionen Quadratkilometer. Der Wald gilt als einer der artenreichsten Lebensräume der Erde.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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