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Forscher erschaffen erstmals künstliches Erbgut

Meldung vom 24.01.2008 - Es ist der erste Schritt in Richtung eines künstlich hergestellten Lebewesens: Forscher vom Craig Venter Institute in Rockville haben erstmals ein vollständiges und komplett synthetisch zusammengestelltes Erbgut eines Organismus konstruiert. Es handelt sich um das Genom eines Bakteriums.

John Craig Venter hat es wieder einmal geschafft. Er darf sich an die Fahnen heften, als erster das Erbgut eines frei lebenden Organismus völlig synthetisch zusammen gebastelt zu haben. „Complete Chemical Synthesis, Assembly and Cloning of a Mycoplasma genitalium Genome“ ist der Titel der Dokumentation, die das amerikanische Fachmagazin „Science“ vorab auf seiner Internetseite veröffentlicht. Mit ihrer übersetzt „Kompletten chemischen Synthese, Zusammensetzung und Klonierung des Genoms von Mycoplasma genitalium“ haben die Forscher zwar noch lange kein künstliches Leben geschaffen, aber einen Schritt in diese Richtung gemacht. 16 Wissenschaftler plus Venter selbst umfasst die Arbeitsgruppe, die am „J. Craig Venter Institute“ in Rockville (US-Staat Maryland) 582.970 Bausteine des Bakteriums zu einem vollständigen DNA-Strang zusammen setzte.

Zwar war es schon vorher anderen Forschern gelungen, das Erbgut von Viren nachzubauen, aber Viren erfüllen nicht die Definition dessen, was Biologen unter Leben verstehen. Das beginnt erst bei den Bakterien, und die Mycoplasmen sind eine besondere Gruppe unter ihnen. Sie haben einen Zelldurchmesser von nur 0,2 bis 0,3 Tausendstel Millimeter und gelten damit als die kleinsten frei lebenden Organismen. Die meisten ernähren sich von zerfallendem organischem Material, einige wurden zu Krankheitserregern bei Menschen, Tieren und Pflanzen.

Kleinstes Erbgut der belebten Welt

Zudem gilt das Erbgut von Mycoplasma genitalium als das kleinste in der gesamten belebten Welt. Auf den gut 580.000 Basenpaaren (Bausteinen) des wild lebenden Organismus’ sitzen nur 517 Gene, 485 von ihnen enthalten Bauanleitungen für ein Protein. All das zählt zu den Gründen, warum Wissenschaftler sich überhaupt mit dem Bakterium beschäftigen. Die Biologen möchten gern wissen, wo das absolute Minimum an Genen liegt, mit dem ein Organismus noch leben kann.

Venter ist für seine Bewunderer ein Jongleur der Gene, Kritiker stellen ihn die Nähe von Frankenstein. Auf jeden Fall hat er in den vergangenen Jahren einen Bekanntheitsgrad erlangt, der kaum je einem Wissenschaftler zuteil wird. Selbst die Namen von Nobelpreisträgern sind außerhalb von Fachzirkeln meist innerhalb weniger Wochen wieder vergessen.

Fachwelt schüttelte den Kopf

Populär wurde Venter, als es seiner Firma „The Institute for Genomic Research“ gelang, das erste Genom eines lebenden Organismus’, das des Bakteriums Haemophilus influenzae zu entschlüsseln.

Für Aufsehen sorgte der Molekularbiologe 1998, als er ankündigte, das menschliche Genom innerhalb von nur drei Jahren entschlüsseln zu wollen, an den ein Zusammenschluss staatlicher Institutionen schon seit acht Jahren arbeitete. Allein über den angekündigten Zeitraum schüttelte die Fachwelt den Kopf. Doch Venter behielt Recht.

Jetzt hat er mit seiner neuen Arbeit den Grundstein für umfassende Manipulationen von Bakterien gelegt. Forscher haben die Möglichkeit den Organismen neue Eigenschaften zu verleihen, zum Beispiel für die Energiegewinnung.

Zur Originalnachricht auf welt.de







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