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Wanted: Planet X

Meldung vom 17.01.2008 - Forscher vermuten einen Super-Pluto im äußeren Sonnensystem

Hat das Sonnensystem neun Planeten oder nur acht? Diese Kontroverse, die seit der Degradierung Plutos zum Kleinplaneten vor zwei Jahren die Gemüter der Astronomen erhitzt, könnte eine überraschende Wendung nehmen. Der Forscher Patryk Lykawka von der Universität von Kobe in Japan glaubt, dass es in den Außenbezirken des Sonnensystems einen bislang unbekannten echten Planeten gibt – sozusagen einen Ersatz für Pluto, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Lykawka glaubt, dass ein Eisplanet von der Größe der Erde, aber nur der Hälfte ihrer Masse einige merkwürdige Eigenschaften des Kuiper-Gürtels erklären kann. Dieser Ring aus kleinen Eisbrocken beginnt jenseits der Neptunbahn. Erste Mitglieder der Gruppe wurden Ende der 1990er Jahre entdeckt. Es stellte sich heraus, dass Pluto ein typischer, wenn auch relativ großer Vertreter dieser Kleinplaneten ist, von denen mittlerweile gut tausend bekannt sind. Seit 2003, als der 2.400 Kilometer große Eisball Eris entdeckt wurde, ist Pluto allerdings nicht mehr das größte Kuiper-Gürtel-Objekt. Eris wiegt etwa ein Drittel mehr – weshalb Pluto schließlich seinen Planetenstatus verlor.

Eine merkwürdige Eigenschaft des Kuiper-Gürtels besteht darin, dass er in einer Entfernung von 50 Astronomischen Einheiten von der Sonne (eine Astronmische Einheit entspricht 150 Millionen Kilometern, dem Abstand zwischen Sonne und Erde) plötzlich abbricht. Ähnlich wie bei den Saturnringen könnte die Schwerkraft eines größeren Objektes diese Lücke verursachen, glaubt Lykawka. Seinen Berechnungen zufolge müsste sich dieser "Super-Pluto" in einer Entfernung von 100 bis 170 Astronomischen Einheiten aufhalten und eine Umlaufzeit von 1.000 bis 2.500 Jahren haben. Solch eine Bahn könnte auch eine Erklärung für Kuiper-Gürtel-Objekte mit extrem langgestrecktem Orbit liefern, wie die des Kleinplaneten Sedna, der der Sonne auf seiner Bahn bis auf 76 Astronomische Einheiten nahe kommt, sich dann aber bis auf 975 Astronomische Einheiten entfernt. Nach den Berechnungen Lykawkas könnten Sedna und noch einige weitere Eisbrocken durch die Einwirkung von Planet X auf solch eigenartige Bahnen gelangt sein.

Viele Astronomen halten es durchaus für möglich, dass ein Objekt wie Lykawkas Planet X bislang im Verborgenen blieb. Erst jetzt unternehmen die Forscher Anstrengungen, die letzten Winkel des Sonnesystems systematisch mit neuen Teleskopen zu durchkämmen. Streit um den Planetenstatus würde es wohl nicht geben: Wenn Lykawkas Vermutungen zutreffen, erfüllt Planet X die neue Planetendefinition der Internationalen Astronomischen Union: Er dürfte eine runde Gestalt haben, auf einer eigenen Bahn um die Sonne reisen und seine Umlaufbahn von kleineren Trümmerstücken freigeräumt haben.

Patryk Sofia Lykawka und Tadashi Mukai (Universität von Kobe, Japan): Online-Vorabveröffentlichung in Arxiv.org

wissenschaft.de Ute Kehse




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