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Psychologie

Potenzielle Partner im Blick

Meldung vom 22.01.2008 - Intuition liefert sicheres Urteil über das bevorzugte Geschlecht eines Menschen

Nur eine Zehntelsekunde benötigen die meisten Menschen für die Einschätzung, ob ein Mann homosexuell ist oder nicht. Das haben amerikanische Forscher bei Tests mit Freiwilligen nachgewiesen, denen sie neunzig Bilder schwuler und heterosexueller Männer zeigten. In siebzig Prozent der Fälle lagen die Probanden mit ihrer Einschätzung richtig, wenn sie das Bild nur eine Zehntelsekunde zu sehen bekamen. Diese Trefferquote verbesserte sich auch dann nicht, wenn den Freiwilligen die Bilder bis zu zehn Sekunden lang gezeigt wurden, fanden Nalini Ambady und Nicholas Rule von der Tufts-Universität in Medford heraus.

Für ihre Tests variierten die Wissenschaftler die Zeitdauer, in der die männlichen und weiblichen Probanden die Bilder zu sehen bekamen, zwischen 33 Tausendstelsekunden und 10 Sekunden. Die Trefferquote war bei den extrem kurzen Zeiten noch vergleichsweise schlecht, stieg jedoch bei einer Betrachtungsdauer von einer Zehntelsekunde auf rund siebzig Prozent an, fanden die Forscher heraus. "Eine längere Betrachtungszeit verbesserte die Erfolgsquote jedoch nicht", erklärt Ambady.

Offenbar reiche einzig das in Sekundenbruchteilen und eher intuitiv gefällte Urteil aus, um sich ein zuverlässiges Bild des Gegenübers zu machen, so die Wissenschaftler. Die Entscheidung, ob jemand als sexuell attraktiv empfunden wird, falle wohl in ähnlich kurzer Zeit, kommentiert der Psychologe Paul Eastwick von der Northwestern University in Evanston die Ergebnisse.

Ein solch schnelles Urteilsvermögen zeigen Menschen jedoch nicht nur bei sexuellen Eigenschaften des Gegenübers, hat Nalini Ambady bereits in einer früheren Studie gezeigt, bei der Probanden lediglich anhand von Zwei-Sekunden-Videoclips die Qualität des Unterrichts von Universitätsdozenten zu beurteilen hatten. Die nach nur zwei Sekunden abgegebene Einschätzung deckte sich weitgehend mit den Ergebnissen ausführlicher Umfragen unter Studenten, die nach einem ganzen Semester ihre Dozenten beurteilen sollten.

Science, Onlinedienst

wissenschaft.de – Ulrich Dewald


Der Mythos von den endlos langen Beinen

Meldung vom 17.01.2008 - Studie: Attraktiver als eine übertriebene Länge ist eine leicht überdurchschnittliche

Lange Beine wirken attraktiver als kurze – allerdings nur bis zu einer bestimmten Grenze: Liegt die Beinlänge mehr als fünf Prozent über dem Durchschnitt, steigert sie die Attraktivität eines Menschen nicht mehr, sondern beeinträchtigt sie sogar leicht, haben die polnischen Forscher Piotr Sorokowski und Boguslaw Pawlowski von der Universität in Breslau nachgewiesen. Entstanden ist diese spezielle Vorliebe für nur leicht überdurchschnittlich lange Beine ihrer Ansicht nach wohl schon sehr früh in der Entwicklung der Menschheit: Eine solche Beinlänge signalisierte Gesundheit bei einem potenziellen Partner, während überlange oder sehr kurze Beine auf genetische Probleme oder eine Mangelernährung hindeuteten.

Hochgewachsene Menschen gelten im Allgemeinen als attraktiver als kleinere, haben Wissenschaftler bereits mehrfach nachgewiesen. Ein Teil dieser Wirkung könnte auf ihre langen Beine zurückgehen, legt nun die neue Studie nahe. Darin hatten Sorokowski und Pawlowski 218 Probanden je sieben Umrisse von männlichen und weiblichen Körpern gezeigt, die die gleiche Größe, aber unterschiedlich lange Beine hatten. Am attraktivsten wirkte sowohl auf Männer als auch auf Frauen eine Beinlänge, die fünf Prozent über dem Durchschnitt lag, zeigte die Auswertung. Zehn Prozent längere Beine wurden hingegen als etwa so attraktiv bewertet wie die Durchschnittslänge, und um fünfzehn Prozent verlängerte Beine lagen in der Einstufung sogar deutlich unter dem Durchschnitt.

Die Beinlänge spiegelt die biologische Qualität eines Menschen wider, schreiben die Forscher. Zu kurze oder zu lange Beine könnten daher unbewusst als Anzeichen etwa für genetische Krankheiten oder ein schlechtes Immunsystem interpretiert werden. Kurze Beine seien beispielsweise bereits mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes
in Verbindung gebracht worden, erklärt Pawlowski gegenüber dem "New Scientist". Zwar sei die Studie auf polnische Probanden begrenzt gewesen, er vermute jedoch, dass jede Kultur eine leicht überdurchschnittliche Beinlänge bevorzugt.

Piotr Sorokowski und Boguslaw Pawlowski (Universität Breslau): New Scientist, 19. Januar, S. 16

wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel


Der teure Wein schmeckt besser – glauben wir

Meldung vom 14.01.2008: Gelungene Produktwerbung zeigt sich auch im Gehirn des Verbrauchers: Vermeintlich teurer Wein schmeckt Probanden besser, und das lässt sich sogar an der Hirnaktivität beobachten. 20 Probanden mussten fünf Weine probieren, was im Magnetresonanztomographen vielleicht nicht ganz so idyllisch ist, wie es sich anhört.

Das berichten Forscher in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften berichten. Bei Versuchsteilnehmern, die vermeintlich teuren Wein probierten, stieg demnach die Aktivität in einer Gehirnregion deutlich an, die über Geschmack mitentscheidet. Die Studie gebe Aufschluss darüber, auf welche Weise Werbung das Gehirn – und damit die Produktentscheidungen der Verbraucher – beeinflusse, schreiben Antonio Rangel vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Mitarbeiter.

Sie ließen 20 Probanden fünf Cabernet-Sauvignon-Weine probieren und zwar in einem Magnetresonanztomographen. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler die Aktivität des Gehirns während des gesamten Versuchs messen. Sie sagten den Versuchsteilnehmern vorab, Ziel des Versuch sei es, mehr über das Schmecken an sich herauszufinden, und dass die einzelnen Weine über die Höhe ihre Verkaufspreises unterschieden würden. Tatsächlich ließen die Forscher ihre Probanden aber nur drei verschiedene Weine verköstigen zwei davon doppelt mit jeweils unterschiedlichen Preisangaben.

Grundsätzlich beurteilten die Versuchsteilnehmer die vermeintlich teuren Weine geschmacklich besser als die günstigen. Im Gehirn zeigte sich dies durch eine höhere Aktivität im sogenannten medialen orbitofrontalen Cortex. Diese Region ist an der individuellen Beurteilung von Gerüchen, dem Geschmack von Essen oder auch von Musik beteiligt. Allein der Preis des Weines reiche aus, um die Aktivität in dieser Hirnregion zu verändern und so das individuelle Geschmacksurteil zu beeinflussen, schreiben die Wissenschaftler. Vermutlich hätten andere Angaben, welche die Erwartungen an die Produktqualität betreffen, ähnliche Auswirkungen im Gehirn, etwa Angaben zur Herkunft des Produkts, seinen Inhaltsstoffen, der Markenname oder das Qualitätsurteil eines Experten.

Zahlreiche Experimente haben bereits gezeigt, dass der Erfolg eines Produkts nicht nur von seiner Qualität bestimmt wird, sondern auch von den Erwartungen der Verbraucher und von ihrer jeweiligen Stimmung. So kommt es zum Beispiel, dass in entsprechenden Experimenten Produkte einer bestimmten Marke besser beurteilt werden als markenlose Konkurrenzprodukte auch wenn die Kennzeichnung der Produkte absichtlich gefälscht wurde. In einem Experiment wiesen Forscher sogar nach, dass allein der Preis eines Energy Drinks die Fähigkeit der Probanden mitbestimmt, Rätsel zu lösen.

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Der Erfolg steht Chefs ins Gesicht geschrieben

Meldung vom 15.01.2008 - Die Chefs erfolgreicher Firmen strahlen mehr Kompetenz, Dominanz, Sympathie und Vertrauenswürdigkeit aus als die Leiter weniger erfolgreicher Unternehmen. Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie, bei der Studenten Fotos von amerikanischen Firmenchefs beurteilen mussten.

Der finanzielle Erfolg eines Unternehmens spiegelt sich auch in dem Eindruck wieder, den das Aussehen des Vorstandsvorsitzenden auf Außenstehende macht. Das schließen Forscher aus einer Studie mit Studenten, die Fotos von 50 amerikanischen Firmenchefs beurteilen mussten, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelte.

Dabei ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Gesichtszügen der Firmenchefs und dem Erfolg des Unternehmens, berichten Nicholas Rule und Nalini Ambady von der Tufts University in Medford.

Die Studie wurde in der Online-Ausgabe von „Bild der Wissenschaft“ veröffentlicht. Ohne die Personen auf den Fotos oder ihren Beruf zu kennen, sollten 65 weibliche und 35 männliche Studenten die Führungsqualitäten der dargestellten Menschen beurteilen. Tatsächlich konnten die Studienteilnehmer nur durch diesen subjektiven Eindruck erfolgreiche von weniger erfolgreichen Managern unterscheiden. Die Probanden ordneten das zugehörige Unternehmen in fast allen Fällen richtig bei den besten oder den schlechtesten 25 Unternehmen der „Fortune“-Liste ein, die die tausend erfolgreichsten amerikanische Firmen umfasst.

Die Psychologen waren über dieses klare Ergebnis ihrer eigenen Studie erstaunt, da sich die Vorstandsvorsitzenden in ihrem Aussehen stark ähnelten: Alle waren männlich, weiß und ungefähr im gleichen Alter. Auf den vorgelegten Bildern wurde dazu nur das ausgeschnittene Gesicht der Personen gezeigt, in einheitlicher Größe und in verschiedenen Graustufen.

Die Studenten konnten sich in ihrer Beurteilung also nur von den Gesichtern leiten lassen, was für die Forscher die Frage aufwirft, ob Manager in Zukunft möglicherweise besser von uninformierten Außenseitern ausgewählt werden sollten als von Experten.

Das Aussehen des Vorsitzenden allein entscheide jedoch nicht über den Erfolg eines großen Unternehmens, schränken die Psychologen Rule und Abady ein.

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Fair Play hängt vom Schiedsrichter ab

Meldung vom 13.01.2008 - Aktionen wie "Fair ist mehr" sollen Fußballspieler zu fairem Verhalten anspornen – mit mäßigem Erfolg. Auf dem Platz wird weiterhin gemeckert, gespuckt und getreten. Gründe sind nicht etwa Leistungsdruck oder Tabellenränge, sondern vielmehr die Kommunikations- und Ausdrucksweise des Schiedsrichters.

Wie fair sich Fußballspieler auf dem Platz verhalten, hängt maßgeblich vom Schiedsrichter ab. Die Tabellenposition des Vereins und die Leistungsmotivation der Kicker spielen dagegen eine untergeordnete Rolle, wie eine Studie der Universität Halle zeigt. Der Unparteiische sollte demnach nicht nur gerecht entscheiden, sondern seine Entscheidungen den Spielern auch vermitteln.

Mit Preisen und Aktionen wie „Fair ist mehr“ will der Deutsche Fußball-Bund die Spieler zu fairem Verhalten anspornen – bislang allerdings mit mäßigem Erfolg. Sportpsychologen der Universität Halle untersuchten nun, wovon faires Verhalten auf dem Spielfeld abhängt. Sie befragten 117 Fußballer aus Vereinen in Sachsen-Anhalt. Die Fußballer äußerten sich darin über ihre Bereitschaft zu unfairen Aktionen wie Fouls oder Schwalben und auch zu fairen Gesten. Gleichzeitig prüften die Forscher die Statistik der Kicker auf gelbe, gelb-rote und rote Karten.

Resultat: Fußballspieler mit hoher Bereitschaft zu Fairness bekamen ähnlich viele Karten wie jene, für die Fairness keine große Rolle spielte. „Es ist eben nicht so, dass die Menschen, die sich fair verhalten wollen, das auch immer tun“, sagt Claudia Dalbert. Entscheidend sei vielmehr das Gerechtigkeitserleben, gerade in einer Zwangsgemeinschaft wie dem Fußballteam. „Dort stehen 22 Spieler, die sich fragen: Werden wir alle gleich behandelt?“, so Dalbert.

„Zentraler Faktor für das Gerechtigkeitserleben im Fußball ist der Schiedsrichter“, erklärt die Wissenschaftlerin. Die Einschätzung der Gerechtigkeit des Unparteiischen sei die einzige Variable, die alle Dimensionen der Fairness der Spieler erkläre und auch mit der Anzahl der Karten in Verbindung stehe. Leistungsmotivation und Tabellenrang seien hingegen wenig bedeutsam.

Diese Erkenntnis sollte der DFB den Forschern zufolge bei der Ausbildung der Schiedsrichter berücksichtigen. Dort werde zwar bereits viel Psychologie vermittelt. Aber ob ein Schiedsrichter eine objektiv richtige Entscheidung treffe, sei genauso wenig allein entscheidend wie etwa in der Schule eine berechtigte schlechte Note, die ein Lehrer vergebe. Wichtig sei, wie die Entscheidung begründet werde. „In der Schule ist wichtig, wie der Lehrer seine Entscheidungen vermittelt“, sagt Dalbert.

Der Sinn von Fair-Play-Preisen, wie sie der DFB vergibt, erscheint den ostdeutschen Forschern fraglich. „Mit dem Gedanken des verdienstvollen Fair-Play-Preises muss man sich erst einmal identifizieren“, sagt Claudia Dalbert. „Nur wenn ich selbst finde, dass das wichtig ist, richte ich mich danach.“

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by Dr. Radut